Endlösung

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Endlösung (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Endlösung die Endlösungen
Genitiv der Endlösung der Endlösungen
Dativ der Endlösung den Endlösungen
Akkusativ die Endlösung die Endlösungen

Worttrennung:

End·lö·sung, Plural: End·lö·sun·gen

Aussprache:

IPA: [ˈɛntˌløːzʊŋ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Endlösung (Info)
Reime: -ɛntløːzʊŋ

Bedeutungen:

[1] veraltet: die endgültige Lösung [1, 2] einer Frage oder Aufgabe
[2] kein Plural, euphemistisch, nationalsozialistischer Sprachgebrauch: Genozid an den europäischen Juden (verkürzt für „Endlösung der Judenfrage“)
[3] Chemie, veraltend: eine nach mehrfachem Lösen schließlich erreichte Lösung [3] (Gemisch)

Herkunft:

Determinativkompositum, zusammengesetzt aus dem Stamm des Substantivs Ende und dem Substantiv Lösung
[2] Das Syntagma „Endlösung der Judenfrage“ wurde erstmals Anfang der 1940er Jahre verwendet.[1]

Sinnverwandte Wörter:

[2] Holocaust, Schoah

Gegenwörter:

[1] Zwischenlösung

Beispiele:

[1] Hier wird das Manuscript der Memoiren unleserlich, bis es endlich mit einem großen Tintenfleck schließt. Diese Endlösung der Geschichte konnte mich nicht befriedigen, ich nahm also die Gelegenheit wahr, mich auf einer Reihe, die mich nach B. führte, wo der alte Peter begraben ist, nachdem endlich Schicksalen des Fliegenschimmels zu erkundigen.[2]
[1] Ich gestehe, daß ich keinen Grund einsehe, warum derjenige, der danach streben würde, alle Probleme auf dem Gebiete der Baukunst und des Kunstgewerbes mittels der Vernunft zu lösen, in einer Sackgasse enden müßte. Jede vernünftige und überlegte Sache trägt ihre Entwicklung und ihre Endlösung in sich.[3]
[1] Endlösung des Reparationsproblems.[4]
[1] Die territoriale Neugliederung der Länder sei notwendig und im Rahmen einer Endlösung sei auch die Beseitigung des Dualismus zwischen Preußen und dem Reich ins auge zu fassen.[5]
[1] Zwischenlösung und Endlösung[6]
[2] Auf der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, die der Durchsetzung eines Programms zur Lösung der europäischen Judenfrage und der Einbindung der Ministerialbürokratie in diese Politik diente, wurde von einer kommenden Endlösung gesprochen, die europaweit insgesamt 11 Millionen Juden erfassen sollte.[7]
[3] Die Endlösung reagierte schwach alkalisch.[8]
[3] Die absorbierten Mengen nehmen mit der Konzentration der Endlösung in der Weise zu, dass die letztere viel stärker zunimmt, als die Konzentration des Hydrogels an absorbiertem Baryt. […] Sind die Endlösungen konzentrierter, dann wird der Sol noch vollständiger koaguliert, denn in diesem Falle bleibt anfänglich noch weniger SiO2 gelöst, als der Löslichkeit von Baryumsilikat entspricht (also unter 0.5), obgleich mehr Baryt in Lösung ist.[9]
[3] Sind dabei die Wanderungsgeschwindigkeiten der Ionen des mittleren Elektrolyten verschieden gross, so ertheilt das voraneilende schnellere Ion den Endlösungen seine Ladung, das zurückbleibende gibt der mittleren sein eigenes entgegengesetztes Potential. [10]
[3] Nach Durchführung der Veraschung und Extraktion wurde in 5 ml Endlösung polarographiert.[11]
[3] Nach Jander und Jahr (4) lassen sich Jodid- und Bromidlösungen noch bis zu Konzentrationen von 10⁻⁴ Grammäquivalenten J´ bzw. Br´ pro Liter genau bestimmen, während die Grenze der Genauigkeit für Chloridlösungen bei 10⁻³ Grammäquivalenten Cl´ pro Liter liegt, d. h. in 100 ml Endlösung müßten ca. 3,5 mg Cl´ vorhanden sein.[12]
[3] In 100 ml Endlösung dürfen nicht mehr als 1 ml 4 n-Salzsäure vorhanden sein.[13]
[3] bis zu 40 μg Aluminium / 25 ml Endlösung[14]
[3] Die Bestimmungsgrenze liegt bei etwa 0,04 μg S²⁻/ml Endlösung.[15]

Charakteristische Wortkombinationen:

[2] mit Substantiv: seit 1941: Endlösung der Judenfrage (Lautsprecherbild Audio (Info))

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 2] Wissenschaftlicher Rat und Mitarbeiter der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1989, ISBN 3-411-02176-4, Seite 428
[1] Ekkehard Felder (Hrsg.): Semantische Kämpfe: Macht und Sprache in den Wissenschaften. Walter de Gruyter, 2006. Seite 130
[1] Wikipedia-Artikel „Endlösung
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Endlösung
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalEndlösung
[1] The Free Dictionary „Endlösung

Quellen:

  1. Ekkehard Felder (Hrsg.): Semantische Kämpfe: Macht und Sprache in den Wissenschaften. Walter de Gruyter, 2006. Seite 130
  2. Sämmtliche Werke von Fritz Reuter, billige amerikanische Ausgabe, 30. Band, 7. Teil (1872), Seite 69
  3. Die neue Rundschau, XVII. Jahrgang, 1. Band (1906), Seite 651
  4. Dr. Bernhard Dernburg, MdR, Endlösung des Reparationsproblems, in dem Buch Zehn Jahre Versailles (1930 von Karl Christian von Loesch herausgegeben), 1. Band, Seite x
  5. Die Gesellschaft, 2. Band (1930), Seite 106
  6. Moritz Julius Bonn, Der Neue Plan (1930), Seite 254
  7. Dirk Rupnow: Vernichten und Erinnern: Spuren nationalsozialistischer Gedächtnispolitik. Wallstein Verlag, 2005. Seite 42
  8. Zeitschrift für Elektrochemie, 5. Jahrgang (1898–1899), herausgegeben von Walther Nernst und Wilhelm Borchers, Seite 219
  9. Die Absorption, 8. Abhandlung. Absorptionsverbindungen von Hydrogels falls auch chemische Verbindungen oder Lösungen stattfinden können, von J. M. van Bemmelen, in der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie (1903), Seiten 389 und 396
  10. Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere, 98. Band (1903), herausgegeben von Eduard Friedrich Wilhelm Pflüger, Seite 255
  11. Archiv für Hygiene und Bakteriologie, 139. Band (1955), Seite 555
  12. Mitteilungen aus dem Gebiete der Lebensmitteluntersuchung und Hygiene, 56. Band (Neukomm & Zimmermann, 1965)
  13. Handbuch der Lebensmittelchemie: Tierische Lebensmittel (Josef Schormüller, Springer-Verlag, 1968)
  14. Handbuch der analytischen Chemie (Springer, 1972, ISBN 3540053239), Seite 438
  15. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität [Leipzig]: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe, 30. Band (1981), Seite 94