Eidgenosse

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Eidgenosse (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Eidgenosse die Eidgenossen
Genitiv des Eidgenossen der Eidgenossen
Dativ dem Eidgenossen den Eidgenossen
Akkusativ den Eidgenossen die Eidgenossen

Worttrennung:

Eid·ge·nos·se, Plural: Eid·ge·nos·sen

Aussprache:

IPA: [ˈaɪ̯tɡəˌnɔsə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Eidgenosse (Info)
Reime: -aɪ̯tɡənɔsə

Bedeutungen:

[1] historisch, meist im Plural: Bewohner beziehungsweise im Plural die Bewohnerschaft, die Soldaten, die Behörden der Alten Eidgenossenschaft (bis 1798)
[2] in der Schweiz nur als Ausweichterminus, selbstironisch oder aber in rechtsnationalen Kreisen verwendet; in Deutschland hingegen in journalistischer Sprache nicht ungewöhnlich: Bewohner, Bürger der Schweiz
[3] mit der Sache veraltet: Schweizer Armeepferd
[4] Kranzgewinner bei einem Eidgenössischen Schwingfest
[5] Finanzwirtschaft, Bankwesen: öffentliche Anleihe der Schweizerischen Eidgenossenschaft (Bundesobligationen)

Herkunft:

Determinativkompositum, zusammengesetzt aus Eid und Genosse

Synonyme:

[2] Schweizer

Weibliche Wortformen:

[2] Eidgenossin

Oberbegriffe:

[2] Europäer

Beispiele:

[1] „Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich die Eidgenossenschaft als lockeres Bündnissystem ländlicher und städtischer Gemeinden. Ende des 15. Jahrhunderts war sie stark genug, um die Machtverhältnisse in Europa zu beeinflussen. In verschiedenen Schlachten bewiesen die Eidgenossen Mut und Einfallsreichtum, was ihnen den Ruf gefürchteter Krieger eintrug.“[1]
[1] „1411 nahmen die eidgenössischen Orte die Appenzeller erstmals in ihr Burg- und Landrecht auf. Damit wurde ein zunächst noch sehr ungleiches Verhältnis geschaffen. Den Eidgenossen ging es in erster Linie darum, die Appenzeller nach deren Kriegszügen der Jahre 1403–1408 zur Ruhe zu bringen und für ihre politischen Ziele einzusetzen.“[2]
[1] „1515 mussten sich die Eidgenossen in der Schlacht bei Marignano den Franzosen auf das bitterste geschlagen geben.“[3]
[2] „Der prominenteste Kicker der Eidgenossen heisst zweifellos Xherdan Shaqiri.“[4]
[2] „Der Untergang der Credit Suisse und das internationale Entsetzen über die Neutralitätspolitik nagen am Stolz der Eidgenossen.“[5]
[2] „Wir sind freie, unabhängige Eidgenossen und müssen […] gegen die EU sein.“[6]
[2] „«Was ist der Grund, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger neuerdings Eidgenossen nennen? Es sind die vielen fragwürdigen Einbürgerungen, die überdurchschnittliche Kriminalität von Leuten mit Migrations-Hintergrund!», heisst es in einem Kommentar. Mehrere Leserinnen und Leser weisen darauf hin, dass diese Begrifflichkeit vor allem in rechtsgerichteten beziehungsweise nationalistischen Kreisen verbreitet ist.“[7]
[2] „Mehrere Leser weisen darauf hin, dass diese Unterscheidung beispielsweise in der Armee weit verbreitet sei. Dies nach dem Motto: «Ich bin Eidgenosse, kein Schweizer. Denn Schweizer kann jeder werden.» Aber auch in ländlichen Gebieten scheint diese Unterscheidung teilweise gebräuchlich zu sein. Sogar eine dreistufige Unterteilung in Secondo (eingebürgert), Schweizer (seit mindestens zwei Generationen eingebürgert und Dialekt sprechend) und Eidgenosse (auf Schweizer Boden seit Beginn der Familienchronik) wird vorgeschlagen.“[8]
[2] „Die Wurzeln der Schauspielerin reichen aber auch in die Schweiz. Ihre Großeltern Hugo und Marianne Bauer sind Eidgenossen, die seit 1960 in Wiesbaden leben.“[9]
[3] „Zu Ehren des Eidgenossen. [Titel; dann:] Mit einem grossen Defilee und eindrücklichen Vorführungen mit rund 300 Pferden wurde auf dem Aarauer Schachen an die Abschaffung der Kavallerie als Truppe der Schweizer Armee vor 40 Jahren erinnert.“[10]
[3] „Die Pferde der Schweizer Kavalleristen werden als Eidgenossen bezeichnet, obgleich sie seit hundert Jahren zum größten Teil Ausländer sind, Ausländer, die zu Eidgenossen wurden, nicht weil sie sich eingekauft hatten, sondern weil sie angekauft worden waren. Die Herkunft der volkstümlichen Bezeichnung von Pferden als Eidgenossen ist vage; der Begriff mag sich gebildet haben, weil das Kavallerie-Bundespferd auch dann im Eigentum der Eidgenossenschaft blieb, wenn der Wehrmann es übernommen hatte.“[11]
[3] „Manchen Preis holte er sich mit seinem Eidgenossen in Jagdrennen.“[12]
[4] „Am ESAF wird der Schwingerkönig gekürt, aber auch viele andere Bösen gehen nicht leer aus. Sie dürfen sich über den Kranzgewinn und die offizielle Bezeichnung Eidgenosse freuen.“[13]
[4] „Meist sind damit [mit dem Begriff die „Bösen“] die Eidgenossen gemeint, also jene Schwinger, die bereits einmal den eidgenössischen Kranz gewonnen haben.“[14]
[4] „Mit der Teilnahme am Nordwestschweizer Teilverbandsfest vom Samstag in Zunzgen bei Sissach beendet der Aargauer Eidgenosse David Schmid seine Karriere.“[15]
[5] „Die zehnjährige Rendite der Eidgenössischen Anleihe («Eidgenosse») erreichte ihren tiefsten Wert bereits in den ersten Handelstagen 2021 bei knapp -0,6 Prozent. […] Ende Jahr lag die 10-jährige Eidgenossenrendite bei minus 0,1 Prozent und war damit über das ganze Jahr hinweg im negativen Bereich.“[16]
[5] „Damit kann der Bundesrat dazu beitragen, dass Akteure des Privatsektors zur Ausgabe grüner Anleihen ermutigt werden. Grüne Eidgenossen werden allein keine direkte Umweltwirkung haben: Für konkrete Massnahmen hinsichtlich Klima- und Umweltschutz sind politische Entscheide erforderlich.“[17]

Wortbildungen:

Eidgenossenschaft

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Eidgenossenschaft
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Eidgenosse
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Eidgenosse
[1] The Free Dictionary „Eidgenosse
[2] Duden online „Eidgenosse

Quellen:

  1. Das Spätmittelalter. In: Website des Departements des Äussern. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  2. Appenzell tritt der Eidgenossenschaft bei (1513). In: Appenzell Innerrhoden: Geschichte. Abgerufen am 2. Mai 2022.
  3. Tanja Duden und Christian Thumshirn: 500 Jahre «Ewiger Frieden»: Schlacht verloren, trotzdem gewonnen. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. November 2016, abgerufen am 6. Mai 2022.
  4. Basler Zeitung. 21. August 2014, Seite 39.
  5. Eric Gujer: Ein Hauch von Identitätskrise umweht die Schweiz. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. April 2023, abgerufen am 14. Mai 2023.
  6. Blick. 7. Oktober 1999, Seite 33.
  7. ase. [= Erich Aschwanden]: «Eidgenosse» polarisiert. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. November 2013, abgerufen am 2. Mai 2022.
  8. Erich Aschwanden, Daniel Gerny: «Schweizer – aber niemals Eidgenosse». In: Neue Zürcher Zeitung. 22. November 2013, abgerufen am 2. Mai 2022.
  9. Grüezi, exground! In: Sensor Wiesbaden. 16. November 2012, abgerufen am 5. Mai 2022.
  10. Georges Zehnder: Zu Ehren des Eidgenossen. In: PferdeWoche. 18. September 2012, abgerufen am 5. Mai 2022.
  11. Peter Zimmermann: Die letzten Eidgenossen. In: Neue Zürcher Zeitung. 2. September 1973, abgerufen am 5. Mai 2022.
  12. Thomas Frei: Schutz der Pferde als Lebensaufgabe. In: Pferd +. 20. Dezember 2021, abgerufen am 5. Mai 2022.
  13. Welche regionalen Schwinger dürfen sich Eidgenossen nennen? In: Tele M1. 25. August 2019, abgerufen am 5. Mai 2022.
  14. So schwingen auch Sie obenaus – das ABC zum Eidgenössischen. In: srf.ch. 22. August 019, abgerufen am 5. Mai 2022.
  15. ova: Letztes Schwingfest von Aargauer Eidgenosse David Schmid. In: Argovia today. 4. September 2021, abgerufen am 5. Mai 2022.
  16. Eidg. Finanzverwaltung: Bundestresorerie Tätigkeitsbericht 2021. März 2022, abgerufen am 5. Mai 2022.
  17. Der Bundesrat will mit grünen Eidgenössischen Anleihen ein Zeichen für die Nachhaltigkeit setzen. In: admin.ch. 17. November 2021, abgerufen am 5. Mai 2022.