Diskussion:wessen

Seiteninhalte werden in anderen Sprachen nicht unterstützt.
Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

Die syntaktische Funktion = Wortart von "wessen" ist mit "Pronomen" unvollständig beschrieben. Außerdem stimmt das Beispiel nicht.

Beispiel für "wessen" als Pronomen: Wessen hat man dich genau beschuldigt?

Im angeführten Beispiel "Wessen Hund ist das?" ist wessen possessiver Interrogativartikel. Das wird von den meisten grammatischen Darstellungen unterschlagen, vorerst sehe ich nur U. Engel 1988, der darauf eingeht (S.553). Es gibt dafür auch keinen eingeführten Begriff, dennoch ist die Funktion klar.

Die Nicht-Unterscheidung der pronominalen und der determinierenden (= Artikel...) Funktion der sog. Pronomen zieht sich durch mehrere, vielleicht alle entsprechenden Einträge in Wiktionary. In Wikipedia ist es fallweise anders gelöst, z.B. ist beim Demonstrativartikel von einem Demonstrativpronomen in Artikelfunktion die Rede, hingegen laufen dort die explizit Possessivartikel genannten Begleiter unter der Überschrift "Possessiv".

Soweit ich weiß, dürfen in der Wikipedia-Welt keine Einträge gemacht werden, die sich nicht belegen lassen. Die Beleglage in dieser Angelegenheit ist womöglich nicht schlecht, aber aufwendig zu recherchieren. Dabei ist der Sachverhalt sonnenklar.

Solange damit so verfahren wird, bleibt also an diesem Punkt alles in diesem etwas wirren, unbefriedigenden, unlogischen und inkonsistenten Zustand. Wahrscheinlich gibt es auch ein oder zwei Grammatikfürsten als Aufseher hier und in Wikipedia, die für Argumente nur teilweise erreichbar sind, weil sie ja schon alles wissen, und die alles so entscheiden, wie sie es für richtig halten.

--Rjoe (Diskussion) 10:48, 17. Jan. 2016 (MEZ)[Beantworten]

In "Wessen hat" mag "wessen" ein substantivisches Pronomen und in "Wessen Hund" mag "wessen" ein adjektivisches Pronomen. In beiden Fällen ist es ein Pronomen. Deutsche Artikel sind nur der (bestimmt, definit) und ein (unbestimmt, indefinit). -84.161.11.168 10:55, 17. Jan. 2016 (MEZ)[Beantworten]

„Alle weiteren Informationen zu diesem Wort befinden sich im Eintrag „wer“.“ (umseitig) „wer“ wird u. a. als Interrogativpronomen bezeichnet, also ist auch „wessen“ als sein Genitiv selbiges. --Peter Gröbner (Diskussion) 15:41, 17. Jan. 2016 (MEZ)[Beantworten]

Begleiter und Pronomen sind zwei Paar Schuhe, syntaktisch, morphologisch, semantisch[Bearbeiten]

Okay, schonmal gut, dass das Pronomen dort steht, wo es hingehört.

Dessen ungeachtet wird auf das eigentliche Problem nicht eingegangen, dass so genannte Pronomen in der Funktion eines Begleiters logisch keine Pronomen sein können, da sie nicht gleichzeitig ein Nomen vertreten und es begleiten können. Dieser von aller zeitgemäßen Sprachbeschreibung überholte Erkenntnisstand (sorry -84.161.11.168 10:55, 17. Jan. 2016 (MEZ)) findet sich im Wikipediaartikel über das Demonstrativpronomen. Es dürfte schwer fallen, in aktueller grammatischer Literatur dafür noch einen Beleg zu finden. Weitaus besser stellt sich das in dem Wikipediaartikel über Possessiva dar, die laut diesem Artikel als Possessivpronomina (meins), als Possessivartikel (meine Wohnung) und in anderer Form auftreten. Warum sollte sich die deutsche Sprache bei den Demonstrativa und den Possessiva so grundlegend unterscheiden, das es zweier verschiedener Beschreibungsverfahren bedarf?

Dass ein sog. Pronomen als Begleiter kein Adjektiv sein kann, wie es der Artikel über Demonstrativpronomen behauptet, lässt sich mehrfach begründen:

- Die Serien von Endungen korrespondieren mit den Endungen des best. Artikels: dieser junge Mann, dieses jungen Mannes, diesem jungen Mann, diesen jungen Mann ist vollkommen analog zu der / des / dem / den junge(n) Mann(es) = morphologisches Argument

- Die Artikelwörter stehen in einer Nominalphrase immer ganz vorne, vor den Adjektiven, also immer dieser junge Mann, nie junger diese Mann, wohl aber dicke grüne Stifte oder grüne dicke Stifte = syntaktisches Argument

- Zwei Adjektive vor einem Nomen werden parallel gebeugt, die Artikelwörter verhalten sich in vielen Fällen anders: alteR verstaubteR Krempel, aber deR verstaubtE Krempel = weiteres morphologisches Argument

- Artikelwörter haben in einer Nominalphrase eine identifizierende, definierende, fokusausrichtende, teilweise deiktische Funktion; Adjektive haben eine präzisierende, differenzierende, ausführlicher beschreibende, zusätzliche Merkmale nennende Funktion: dieser Mann = genau der, von dem wir gerade reden; alte Geschichten = nicht beliebige Geschichten, sondern unter den vielen möglichen diejenigen, welche vorübergehend ad acta gelegt wurden = semantisches + syntaktisches Argument (syntaktisch insofern, als via Zuweisung einer Wortart mögliche syntaktische Rollen innerhalb von möglichen Sätzen zugewiesen werden)

Es hat Grammatiken gegeben, welche die Artikelwörter als eine spezielle Art von Adjektiven auffassten. Ich habe hier ein paar Argumente genannt, weswegen sie das nicht sind und daher vernünftigerweise auch nicht als solche bezeichnet werden sollten. Der entscheidende Grund ist der letztgenannte: Durch die Hinzufügung eines Adjektivs wird einem Nomen, das eine Klassenzugehörigkeit benennt (Buch), eine Unterklassenzugehörigkeit zugewiesen (dickes Buch). Die Hinzufügung eines Artikels versieht das Nomen entweder mit einer Identität (mein Buch), fokussiert darauf, macht kenntlich, ob wir über den Begriff als solchen reden (durch das Internet hat das Buch einen Teil seiner Bedeutung eingebüßt), ob es um die Klassenzugehörigkeit gehen soll (kein Heft, sondern ein Buch), ob wir schon darauf fokussiert hatten (dieses Buch) oder noch darauf fokussieren werden (das Buch, das ich Ihnen gleich näher vorstellen werde) usw.; es ändert die Bedeutung des Nomens nicht, sondern hebt aus der Menge aller denkbaren Bücher diejenigen heraus, welche die die Kommunizierenden gerade vor ihrem geistigen Auge stehen haben und kann auch die Buchhaftigkeit als solche zu Thema machen (z.B. mit Nullartikel oder fehlendem Artikel: Bücher haben, im Unterschied zu Lose-Blattsammlungen, Seiten, die fest mit dem Einband verbunden sind.)

Wessen als Begleiter bzw. Artikelwort erfragt die Zugehörigkeit. Es wird nicht dekliniert und verhält sich morphologisch nicht wie ein 'normales' Artikelwort, sondern wie ein Nullartikel oder wie das Quasi-Artikelwort 'lauter'. Dessen ungeachtet ordnet es sich in die Systematik der Fragewörter ein: Fragepronomen = wer?, Frage nach der Identität (Frageartikel welch-) = welcher Mann?, Frage nach der Art (Frageartikel was für (ein-)) = was für ein Mann, Frage nach der Zugehörigkeit = wessen Mann. Dies lässt sich durch das ganze Deklinationsschema führen.

Warum dieser lange Sermon? Um noch einmal deutlich zu machen:

- Begleiter eines Nomens können niemals Pronomen sein. Pronomen bilden Nominalphrasen, sie können eine syntaktische Leerstelle komplett ausfüllen. Artikelwörter / Begleiter können das nur zusammen mit einem Nomen.

- Die wichtigsten Begleiter von Nomen sind Artikelwörter und Adjektive.

- Zwischen den beiden bestehen wesenhafte Unterschiede.

- Sprachhistorisch mag die Bezeichnung 'Fragepronomen' gerechtfertigt sein, führt aber bei einer synchronen Beschreibung zu Widersprüchen und zu Brüchen in der Systematik.

Das hier Gesagte betrifft nicht nur wessen, sondern auch die Relativartikel dessen und deren (die aber auch als Pronomen auftreten) und zieht sich vermutlich quer durch das ganze Feld der Artikelwörter bzw. Begleiter. Ich beobachte das schon sehr lange in Wikipedia und stelle ganz langsam eintretende Veränderungen fest. Ich bin gespannt, wann diese Erkenntnisse sich auch hier einmal so durchsetzen, dass die Beschreibungen in sich einigermaßen widerspruchsfrei sind.

Siehe dazu auch die Diskussion unter dem Lemma 'Pronomen' in Wikipedia, die versucht, hier eine Art Kompromiss zu finden (am Ende dieser Diskussion): https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Pronomen#Pronomen_.3D_Begleiter.3F

--Rjoe (Diskussion) 20:43, 17. Jan. 2016 (MEZ)[Beantworten]