Diskussion:jemandem das Gas abdrehen

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Leise Zweifel[Bearbeiten]

Von wegen der Verlässlichkeit der Quellen: Da ich den Ausdruck so noch nicht wahrgenommen habe, frage ich mich, woher er wohl stammt. Es soll sich ja um eine nicht-wörtliche, figurative Bedeutung handeln. Das Beispiel könnte zur Not auch wörtlich zu verstehen sein: Die Stadtverwaltung dreht beim Streetworker-Büro den Gashahn zu, um sie dazu zu bringen, bei einsetzender Winterkälte ihr Quartier zu räumen. Diese Interpretation erscheint mir allerdings unwahrscheinlich, trotzdem ist das Beispiel für mich etwas merkwürdig: welche Streeetworker, und wieso diese seltsame Formulierungsweise mit 'Gas'? Wir schauen kurz nach. Die genannte Referenz ist DWDS, Dort steht die Wendung tatsächlich als 'derb' und 'salopp'. Eine Google-Suche fördert zutage: Der Ausdruck taucht auf bei Schemann als 'selten'. Schemann arbeitet soweit ich das sehe mit selbst konstruierten Beispielen, nicht mit Belegen. Man findet die Wendung auch bei redensarten-index.de, diesmal als umgangssprachlich. auch bei Duden-Redewendungen, mit sehr ähnlichem Beispiel. Bis jetzt scheint sich alles in sehr engem Kreis zirkulär aufeinander zu beziehen, zwischen 'Beleg' und 'Zitat' ist da nicht zu unterscheiden. Nun, wenn es ugs. ist, müsste es wohl in der freien Landschaft aufzutreiben sein. Gesagt getan, fragen wir Google. Sehr viele Beispiele, die ersten nach den anfänglich üblichen Wörterbuch- und Wortsammlungsfunden sind alle wörtlich zu verstehen, klassisch etwa: Russland will der Ukraine das Gas abdrehen. Interessant etwa ein Befund in http://oldphras.net/olui/result/Form_wu11052_1/ , der findet ebenfalls Belege in Wörterbüchern, aber nicht für die von Wörterbüchern genannten figurativen Bedeutungen in Primärtexten. Diese 'Belegfreiheit' zieht sich aber bei oldphras.net durch, auch bei gut belegbaren Wortfolgen. Immerhin finde ich hier so etwas wie einen Hinweis auf die Wurzel dieser merkwürdigen Wendung, nämlich den 'Küpper', WddU. Es besteht nach diesem groben Checkup einiger Grund für die Annahme, dass alle Wörterbücher einschließlich Wiktionary lediglich voneinander abgeschrieben haben und diese angebliche oder tatsächlich existiert habende Bedeutung mit erfundenen Beispielen angereichert haben - was bis zum Beweis des Gegenteils zwar unbewiesen ist, wofür jedoch auch aufgrund der Ähnlichkeit der Beispiele (die Rede ist immer von irgendeinem 'wirtschaftlichen Zugrunderichten', das soll ja auch die Bedeutung sein) erhebliche Plausibilitätsanzeichen sprechen.

Ich würde bei solchen Zweifeln gerne auf die Kompetenz der hier Aktiven zurückgreifen und einfach fragen: Kennt sonst jemand das? Sollte das nicht der Fall sein, würde ich in solchen Fällen deutlich machen, dass die Wendung auf eine ältere Quelle (nämlich Küpper) zurückgeht, für die heute Belege nicht oder kaum auffindbar sind. [Wenn heute jemandem 'der Saft' abgedreht wird, ist damit der Strom gemeint, und das wäre wegen der heute überall vorhandenen Informations- und Unterhaltungstechnologie ein einschneidenderer Eingriff, als es in einer ferneren Vergangenheit das Gas möglicherweise gewesen sein muss. Man würde heute vielleicht noch sagen: jn finanziell austrocknen, ihm die Geschäftsgrundlage entziehen, ihm das Wasser abgraben, ein Konkurrenzunternehmen plattmachen, vom Markt fegen, vom Markt drängen, zur Aufgabe zwingen, und was es da sonst noch geben mag...]

Fazit: Der Beleg einer Zitierautorität ersetzt mitnichten die sprachliche Kompetenz der Wörterbuchmacher. Aber vielleicht irre ich mich auch und es werden gute Beispiele gefunden. --Rjoe (Diskussion) 02:10, 11. Sep. 2017 (MESZ)[Beantworten]

Vielen Leuten wird, wenn ihnen das Gas abgedreht wird, kalt – zumindest im Winter, vielleicht auch auf dem Herd – und dann müssen sie sich warm anziehen. Da hilft auch die ganze Unterhaltungselektronik nix. Gruß, Peter -- 06:53, 11. Sep. 2017 (MESZ)[Beantworten]
Is ja klar. Jetzt schalte ich mal um auf blöd: Wir haben ja den Klimawandel und die Winter sind nicht mehr so kalt. Ad 2: Soll ich Deine Anmerkung so verstehen, dass sehr wohl auch heute noch diese Formulierungsweise, so sie denn benutzt würde, aufgrund ihrer Gut-Nachvollziehbarkeit unmittelbar verständlich wäre (jeder kann sich sofort ausmalen, wie ungemütlich es wäre, mit kaltem Arsch in einer kalten Wohnung zu sitzen) und somit der Eintrag so, wie er da steht, völlig in Ordnung geht? Auch wenn sich für ihn keine Nachweise auffinden lassen? Zurück auf normal: Falls tatsächlich nicht oder kaum nachweisbar fände ich die Beobachtung (Hauptsache Standardreferenz, dann sind Belege überflüssig) als Baustein für die mit mir geführte Diskussion über Theoriebildung nicht unwichtig. Gruß --Rjoe (Diskussion) 10:09, 11. Sep. 2017 (MESZ)[Beantworten]
Ich glaube, Du hast in einer anderen Diskussion die große Zahl möglicher Determinativkomposita bei den Substantiven angesprochen. Diese sind m. E. oft selbsterklärend (Goldstaub, Honigtopf), allerdings nicht immer (ein Tomatenmesser schneidet Tomaten, schneidet ein Küchenmesser Küchen und ein Regenmesser Regen?). Als echtes Defizit empfinde ich die Kombinationen Präfix+Verb, da diese oft mannigfache, nicht selbsterklärende Bedeutungen haben, z. B. absetzen. Daher möchte ich mich bei den Redewendungen nicht engagieren, sondern nur anmerken, dass Gasabdrehen noch immer aktuell sein kann. Gruß, Peter -- 16:09, 11. Sep. 2017 (MESZ)[Beantworten]
Die Sache mit den Komposita ist auch klar. 'Gas abdrehen' gibt es nicht-figurativ en masse, für figurativ in aktuellerem Sprachgebrauch habe ich bei allerdings nicht sehr intensiver Recherche nichts gefunden. Ich verstehe nicht, dass mir einerseits vorgeworfen wird, ich stelle nicht belegte Inhalte ein, dass andererseits ein Inhalt, dessen Beleggeschichte in den sog. Standardreferenzen mehr Fragen als Antworten aufwirft, unkommentiert passieren dürfen. Ich sehe da ein Missverhältnis. Bei 'Gas abdrehen (fig.) heißt es, 'kann's aber geben', sozusagen 'Beleg steht noch aus, findet sich vielleicht irgendwann', bei 'die Fahrt/Tour/Strecke ... geht hoch in die Berge / aufs Hochgrat / über den Brennerpass' heißt es, obwohl Belege auffindbar und eigentlich sowieso sonnenklar: 'nicht ausreichend belegt', sprich schlimmer Qualitätsmangel. Echt seltsam. --Rjoe (Diskussion) 17:02, 11. Sep. 2017 (MESZ)[Beantworten]
Ich bin beim Thema Redewendung jetzt „draußen“. Ich nehme dieses Lemma daher von meiner Beobachtungsliste. Gruß und weiterhin viel Spaß, Peter -- 17:23, 11. Sep. 2017 (MESZ).[Beantworten]