Diskussion:Inversionskompositum

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Diskussionsbeitrag[Bearbeiten]

Berlin-Schöneberg, Jahrhundert, Whiskysoda: Ich habe diese Beispiele womöglich alle aus der Literatur übernommen. Laut Hans Altmann ist Jahrhundert „entstanden aus einem pränominalen Genitivattribut: der Jahre hundert“. Wie ist es dann bei Jahrzehnt/Jahrfünft, „der Jahre zehnt“/„der Jahre fünft“ etwa?? Im Grimm wird Jahrhundert mit „das hundert von jahren“ erklärt, Jahrzehent mit „ein zehent an jahren (nach jahrhundert, jahrtausend gebildet)“. So können die Wörter als Prädeterminativkomposita (wie ich sie nenne) gedeutet werden – mit (das) Hundert als Determinatum –, nur ist dann die Akzentuierung ungewöhnlich (das Zweitglied wird betont). In Dornblüths Observationes von 1755 ([1], [2], [3] oder [4]; 2. Auflage 1768) wird das Wort Jahrhundert kritisiert: „an sich schon unteutsch genug“, „wan es auch an sich selbst könte geduldet werden; so wäre es doch in plurali nicht zu brauchen“ (von Pfeifer falsch zitiert mit (Hervorhebung von mir) „in plurali nicht zu gebrauchen“, ebenso in der Wiener Zeitung, da aber fälschlicherweise mit Bezug auf „Säkulum“ statt „Jahrhundert“ („Jahrbücher sollten nun die Annalen ausrotten und das Jahrhundert das Säkulum, das als "unteutsch" und "unverständlich" abgelehnt wurde, "in plurali nicht zu gebrauchen"“); das Missverständnis entstand wohl aufgrund des Pfeifer-Eintrags, da steht nämlich im Eintrag Jahrhundert: „zur Wiedergabe von lat. saeculum (s. ↗Säkulum); noch 1755 wird der Ausdruck als […]“ – „der Ausdruck“ ist hier Jahrhundert), „komt deme der nicht zuvor schon weißt was es heissen soll, eben so unverständlich vor, als Sæculum selbst“. Ralf Vogel: „‘Jahrhundert’ hingegen ist eine echte Ausnahme zur RHHR, weil das Kompositum Kategorie und Genus vom linken Teil bekommt: ‘das Jahr’ — ‘das Jahrhundert’.“ „Hier bleibt uns zunächst nichts anderes übrig, als Begriffe wie ‘Jahrhundert, Jahrtausend, Jahrzehnt’ als (möglicherweise historisch zu erklärende) Ausnahmen zu notieren.“ Es heißt aber auch „das Hundert“, zudem ist Jahrmillion wegen Million anders als Jahr feminin. In Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache galt Jahrhundert als Kompositum mit determinierendem Zweitglied, dagegen heißt es in der 4. Auflage: „Auszugehen ist hier wohl von einer Univerbierung zweier Substantive: das Hundert von Jahren.“ Bei uns stand zur Herkunft einst „Bildung aus Nomen Jahr und Zahlwort Hundert“, Olaf Studt ersetzte „Hundert“ aber durch „hundert“. Bei Jahrzehnt und Jahrtausend wird das Zweitglied im Herkunftsabschnitt immer noch großgeschrieben.

Das Determinatum in Whiskysoda ist eindeutig Whisky, denn danach richtet sich das Genus (das Soda, aber der Whisky und der Whiskysoda; andererseits bei Franz Simmler „(das) Whiskysoda“). Im Rechtschreibwörterbuch unter wissen.de findet sich der Ausdruck zusammengeschrieben, im Online-Duden heißt es „Whisky [mit] Soda“. Tatsächlich habe ich im Deutschen keinen Beleg für Whiskys-Soda gefunden, Whiskysodas/Whisky-Sodas ist indes belegbar. Letzteres würde ich nicht getrennt ohne Bindestrich schreiben („zwei Whisky mit Sodas“?).

Ist Berlin-Schöneberg ein Inversionskompositum? Als Paraphrase bietet sich ja auch „Schöneberg in Berlin“ (statt „Berlin in Schöneberg“/„der in Schöneberg befindliche Teil Berlins“) an, doch auch hier ist das Zweitglied betont. -- IvanP (Diskussion) 22:35, 12. Dez. 2017 (MEZ)[Beantworten]

Ralph Babel:

Da das Genus eines zusammengesetzten Substantivs durch den letzten Bestandteil bestimmt wird (Ortsnamen bilden hier eine Ausnahme), muß es entsprechend das CD-ROM heißen, selbst wenn es die CD ist. Dies scheint der Aufmerksamkeit der Duden-Redaktion entgangen zu sein.

Das Grundwort ist eigentlich CD, der Hinweis auf den Nurlesespeicher ist eben nachgestellt. CD-ROM sieht in Anbetracht der Schreibweise nach einem Inversionskompositum aus, jedoch handelt es sich um ein Kurzwort (ausgeschrieben Compact Disc Read Only Memory) und der Bindestrich dient einfach der Absetzung – zum Vergleich: CD-RW (Compact Disc ReWritable, nicht Compact-Disc-rewritable!), IR-A. Ich würde das D denn auch nicht stärker betonen als das C (Krech/Stock geben eine Nebenbetonung auf der ersten Silbe an, andererseits nicht bei CDU; im Wörterbuch Rechtschreibung und Fremdwörter von PONS ist der zweite Vokal nicht als lang markiert – „[ʦeːdeˈrɔm]“ –, andererseits findet sich im Deutsch-Englisch-Wörterbuch „[tse:de:ˈrɔm]“). Das CD-i (Compact Disc Interactive) ist auf der anderen Seite keine CD, sondern ein Multimediasystem, welches nach der Compact Disc benannt ist, daher ist der Gebrauch von CD-i als Neutrum angemessen. Im Prinzip könnte natürlich auch CD-ROM als Kompositum mit ROM als Grundwort gebraucht werden (Aussprache [t͡seːˈdeːˌʁɔm] statt [t͡seːdeːˈʁɔm]). -- IvanP (Diskussion) 14:22, 5. Apr. 2019 (MESZ)[Beantworten]