Diepholz

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Diepholz (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n, Toponym[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ (das) Diepholz
Genitiv (des Diepholz)
Diepholz’
Dativ (dem) Diepholz
Akkusativ (das) Diepholz
[1] Diepholz’ Wappen

Anmerkung zum Artikelgebrauch:

Der Artikel wird gebraucht, wenn „Diepholz“ in einer bestimmten Qualität, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder Zeitabschnitt als Subjekt oder Objekt im Satz steht. Ansonsten, also normalerweise, wird kein Artikel verwendet.

Worttrennung:

Diep·holz, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈdiːpˌhɔlt͡s]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Diepholz (Info)

Bedeutungen:

[1] Stadt in Niedersachsen

Herkunft:

Die Gegend um Diepholz war früher das Herrschaftsgebiet derer von Diepholz. Diese Familie soll nach einer Quelle zuerst in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Gutsbesitzer auf einer Burg in Erscheinung getreten sein,[1] nach einer anderen erhielt sie ihren Adelstitel von Karl dem Großen entweder im Zuge der Sachsenkriege[2] oder im Anschluss an Karls Züge nach Rom.[3] 1160 wurden jedenfalls zwei Mitglieder der Familie erwähnt: Cono de Thefholte und Guillemus de Thieffholt.[1] Ihr Name wird aber auch mit Herren de Depholde angegeben.[3]
Die Familie habe sich zunächst in Cornau niedergelassen.[2] Da sie sich aber ständig der Gefahr von Kriegszügen ausgesetzt gesehen habe, sei sie ins tiefere Holz gezogen, weshalb das von ihnen beherrschte Gebiet Deipholt genannt worden sei.[4] Dass der Name durch einen solchen Umzug entstanden sein soll, wird jedoch bezweifelt.[5] Eher ist anzunehmen, dass die moorige Umgebung der Burg und der Ortschaft für die Entstehung des Namens verantwortlich ist: Sie hieß früher Divbrock. Eine andere große Moorfläche befindet sich südöstlich von Damme und trägt den Namen Deven, mundartlich Dieven. Wahrscheinlich führte früher das gesamte Moorgebiet der Region diesen Namen und hieß dort, wo Schlagholz oder Erlenbruch es bedeckte, Dievenbruch.[6] Deven oder Dieven ginge dann auf das altsächsische devern (zittern, beben) zurück und bezeichnete die schwankende Bewegung des mit Holz besetzten Moorbodens.[7]
Überdies sei Diepholz eine im Oberdeutschen zur Zeit der Reformation entstandene „umgemodelte“ Benennung des Ortes, die erst ab diesem Zeitpunkt in Schriften gebraucht wurde.[7]
Auch zwei Sagen ranken sich um die Entstehung des Ortsnamens:
Als die Edlen von Diepholz ihren Sitz verlegen wollten, waren sie unschlüssig, wo sie ihr neues Schloss errichten sollten. Schließlich beschlossen sie, eine Taube fliegen zu lassen. Wo sie sich niederließe, sollte das Schloss stehen. Die Taube flog deip int Hollt, weshalb auch das Schloss Deiphollt genannt wurde.[5]
Ähnlich erklärt es auch die zweite Sage: Da die Bremer und die Diepholzer ständig im Streit gelegen haben, beschlossen die Edlen von Diepholz, ihren Sitz zu verlegen. Einer von ihnen sagte dann: „Wi mütten deiper int holt gån.“ Im Moor und im Holz wurde daraufhin das Schloss gebaut, das den Namen Diepholz erhielt.[8]

Beispiele:

[1] „Bei Diepholz vereinigen sich die Straßen von Bremen und Hannover nach Osnabrück, welche Lage der St. manche Vortheile und Annehmlichkeiten verschafft“.[9]
[1] „Allein kaum war er eine halbe Stunde von Diepholz entfernt, als ihn dasselbe Gefühl wieder ergriff, und er sich ein Gewissen daraus machte, seine Kranke verlassen zu haben.“[10]

Wortbildungen:

Diepholzer

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Diepholz

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Carl Heinrich Nieberding: Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angränzenden Grafschaften, Erster Band, 1840, Seite 230
  2. 2,0 2,1 Müller: Kurze Geschichte der ehemaligen Grafen von Diepholz, in: Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Churlande, Fünfter Jahrgang, Erstes Stück, 1791, Seite 52
  3. 3,0 3,1 Müller: Kurze Geschichte der ehemaligen Grafen von Diepholz, in: Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Churlande, Fünfter Jahrgang, Erstes Stück, 1791, Seite 53
  4. Müller: Kurze Geschichte der ehemaligen Grafen von Diepholz, in: Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Churlande, Fünfter Jahrgang, Erstes Stück, 1791, S. 53/S. 54
  5. 5,0 5,1 Müller: Kurze Geschichte der ehemaligen Grafen von Diepholz, in: Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Churlande, Fünfter Jahrgang, Erstes Stück, 1791, S. 54
  6. Carl Heinrich Nieberding: Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angränzenden Grafschaften, Erster Band, 1840, S. 232
  7. 7,0 7,1 Carl Heinrich Nieberding: Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angränzenden Grafschaften, Erster Band, 1840, S. 233
  8. Adalbert Kuhn (Hrsg.): Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands, Erster Theil, 1859, S. 20
  9. Heinrich D. A. Sonne: Topographie des Königreichs Hannover, 1834, S. 146
  10. I. D. Mauchart (Hrsg.): Allgemeines Repertorium für empirische Psychologie und verwandte Wissenschaften, Dritter Band, 1793, S. 135