Diasystem

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Diasystem (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Diasystem die Diasysteme
Genitiv des Diasystems der Diasysteme
Dativ dem Diasystem den Diasystemen
Akkusativ das Diasystem die Diasysteme

Worttrennung:

Dia·sys·tem, Plural: Dia·sys·te·me

Aussprache:

IPA: [ˈdiazʏsˌteːm]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Diasystem (Info)

Bedeutungen:

[1] Linguistik: Sprache wird als Diasystem (System von Systemen) aufgefasst, das heißt ein System, das diachrone, diastratische und diatopische Varietäten aufweist. ("diachron": "in verschiedenen Zeitpunkten"; "diastratisch": in verschiedenen sozialen Schichten"; "diatop": "in verschiedenen Regionen")

Herkunft:

Der Begriff wurde 1954 von Uriel Weinreich geprägt,[1] muss also aus dem Englischen ins Deutsche übernommen worden sein. Er besteht aus griechisch διά (dia→ grc „durch“ und griechisch σύστημα (systēma→ grc „Gebilde“, also „aus mehreren Teilen zusammengesetztes Ganzes“.[2]

Oberbegriffe:

[1] Sprachsystem, Sprache

Beispiele:

[1] Die Sprache ist kein homogenes Gebilde, sondern ein Diasystem.
[1] „Man klassifiziert sie außerdem nach den Charakteristika: regionale Begrenztheit, gruppenspezifische und situationsspezifische Verwendung als diatopisch, diastratisch und diaphasisch bedingte Diasysteme und unterscheidet entsprechend Dialekt, Gruppensprache und Sprachstil.“[3]
[1] „Diese Veränderungen sowie die Kompliziertheit des Gegenstandes haben zu verschiedenen Modellen der Gliederung des Diasystems der deutschen Sprache geführt.“[4]
[1] „Der entscheidende Punkt für den hier zu diskutierenden Zuammenhang ist die große Varietät innerhalb eines jeden Diasystems.“[5]
[1] „Sprachwissenschaft als Rekonstruktion der Systeme oder Diasysteme von Sprachen bleibt also unbefriedigend, wenn man die historische Realität des Sprachgebrauchs ins Auge fasst, die ja über den Gebrauch einer Sprache und ihrer Subsprachen hinaus in vielen Milieus auch die Nutzung anderer Sprachen mitberücksichtigen muss.“[6]
[1] „Wenn Sprache nun als strukturiertes Diasystem behandelt wird, müssen sich dessen Subsysteme an die Invarianten der Kommunikation binden lassen.“[7]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002. Stichwort: „Diasystem“. ISBN 3-520-45203-0.
[1] Helmut Glück (Herausgeber), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage, Stichwort: „Diasystem“. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7.

Quellen:

  1. Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002. Stichwort: „Diasystem“. ISBN 3-520-45203-0.
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort: „Diasystem“.
  3. Karl-Heinz Bausch: Soziolekt. In: Lexikon der germanistischen Linguistik. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Ernst Wiegand. Niemeyer, Tübingen 1980, Seite 358-363, Zitat: S. 358 f. ISBN 3-484-10390-6
  4. Karl-Ernst Sommerfeldt (Herausgeber): Entwicklungstendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, Seite 41. ISBN 3-323-00169-9.
  5. Kurt Braunmüller: Die skandinavischen Sprachen im Überblick. Francke, Tübingen 1991, ISBN 3-7720-1694-4. Zitat Seite 248.
  6. Dieter Cherubim: Historische Sprachvariation: Das Werden der Sprache im Sprachgebrauch. In: Sprachreport. Nummer Heft 3, 2016, Seite 24-33, Zitat Seite 27.
  7. Oskar Reichmann: Germanistische Lexikologie, Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage von »Deutsche Wortforschung«. Metzler, Stuttgart 1976, ISBN 3-476-12082-1, Seite 75.