Bonje

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Bonje (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Bonje die Bonjen
Genitiv der Bonje der Bonjen
Dativ der Bonje den Bonjen
Akkusativ die Bonje die Bonjen

Alternative Schreibweisen:

Bonnje[1][2]

Worttrennung:

Bon·je, Plural: Bon·jen

Aussprache:

IPA: [ˈbɔnjə]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Bonje (Info)
Reime: -ɔnjə

Bedeutungen:

[1] ostmitteldeutsch regional, besonders Berlin, Brandenburg, Schlesien historisch, auch salopp bis abwertend: (durch den Hals mit dem Torso verbundener) oberster Körperteil eines Menschen, vor allem hinsichtlich der (runden) Form des Schädels

Herkunft:

Dem Duden zufolge stamme das Wort aus dem Sorbischen,[3] wo für das Niedersorbische banja → dsb fabwertend: Kopf‘,[4] eigentlich ‚bauchiges Gefäß,[4][5] bauchige Schale;[5] Krug,[4][5] Kanne,[4][5] Eimer;[4] Kürbis[4] (vergleiche polnisches bania → pl)[5] bezeugt ist. Das Obersorbische kennt für banja → hsb f nur die Bedeutungen ‚alles Bauchige;[6] Krug,[6] Kanne;[6] Kürbis[6][7][8]. Bielfeldt stellt fest, dass Bonje in den nördlichen Kreisen Brandenburgs besonders durch „Berliner Landarbeiter“ verbreitet wurde und auch (historisch) für Breslau bezeugt ist.[9] Das Vorkommen in den Großstädten Berlin und (historisch) Breslau spreche nicht dafür, dass Bonje aus dem Niedersorbischen stammt, denn nach allen bisherigen Erfahrungen seien nur Wörter als Relikte im früher niedersorbischen Siedlungsgebiet in die brandenburgischen Mundarten gelangt.[9] Ihm zufolge könne Bonje vielleicht dem niederdeutschen Bonni → nds mHut; grobe Bezeichnung des Kopfes‘ angeschlossen werden.[9] Dieses sei im Niederdeutschen weit verbeitet – so im Brandenburgischen, Lüneburg, Mecklenburg und Holstein – und gehe über mittelniederdeutsches bonit → gml / bonet → gml zweifellos auf das französische bonnet → frMütze‘ zurück.[9] Dass Bonje ein Femininum ist, im Unterschied zum Maskulinum Bonni → nds, müsse kein Ausschlusskriterium sein, da deutsches Bonnet auch als Femininum (1741 bei J. L. Frisch[10]) belegt ist.[9]

Synonyme:

[1] Kopf, Schädel
[1] gehoben: Haupt
[1] umgangssprachlich: Ballon, Bolle,[11] Giebel,[11] Karton[11]
[1] salopp: Birne, Erbse, Keks, Kirsche,[11] Kolben,[11] Kürbis, Melone,[11] Rübe, Tomate,[11] Zwiebel;[11] landschaftlich: Nischel / Nüschel / Nuschel;[11] scherzhaft: Kohlrübe
[1] landschaftlich: Appel,[11] Belle / Belli,[11] Dez / Deez / Deetz / Dätz / Däz / Dötz,[11] Molle,[11] Murmel,[11] Omme, Tester[11]
[1] Schweiz derb: Grind
[1] Österreich mundartlich abwertend: Blutzer / Plutzer[11]

Oberbegriffe:

[1] Körperteil

Beispiele:

[1] „Ich an seiner Stelle hätte mir wahrscheinlich den ganzen ollen Eimer mit dem Gips über die Bonje gekippt.“[12]

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Duden online „Bonje
[1] Walther Mitzka: Schlesisches Wörterbuch. Band Ⅰ[:] A–H, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1963, Stichwort »Bonje«, Seite 144 (Google Books).
[1] Begründet und angelegt von Anneliese Bretschneider unter Einschluss der Sammlungen von Hermann Teuchert; fortgesetzt von Gerhard Ising; bearbeitet unter der Leitung von Joachim Wiese, Joachim Donath; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Sprachwissenschaftliche Kommission (Herausgeber): Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. 1. Band: A – E, Akademie-Verlag, Berlin 1976, Stichwort »Bonje«, Spalte 679.
[1] Joachim Wiese: Kleines Brandenburg-Berliner Wörterbuch. Originalausgabe, 1. Auflage. Reclam, Leipzig 1996, ISBN 3-379-01574-1, Stichwort »Bonje«, Seite 25.
[1] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Bonje«.

Quellen:

  1. Hans Meyer, Siegfried Mauermann; bearbeitet und ergänzt von Walther Kiaulehn: Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. Neuausgabe der 10. Auflage. C. H. Beck, München 1985, ISBN 3-406-30611-X, Stichwort »Bonnje«, Seite 78.
  2. Peter Schlobinski: Berliner Wörterbuch. Der aktuelle Sprachschatz des Berliners. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. arani, Berlin 1993, ISBN 3-7605-8640-6, Stichwort »Bonnje«, Seite 46 (Erstaugabe bei Marhold, Berlin 1986).
  3. Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Bonje«.
    Duden online „Bonje
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Manfred Starosta: Dolnoserbsko-nimski słownik/Niedersorbisch-deutsches Wörterbuch. 1. nakład/1. Auflage. Ludowe nakładnistwo Domowina/Domowina-Verlag, Budyšyn/Bautzen 1999, ISBN 3-7420-1096-4, DNB 958593523, Stichwort »banja«, Seite 67.
    Manfred Starosta: Dolnoserbsko-nimski słownik/Niedersorbisch-deutsches Wörterbuch. 1. nakład/1. Auflage. Ludowe nakładnistwo Domowina/Domowina-Verlag, Budyšyn/Bautzen 1999, ISBN 3-7420-1096-4, DNB 958593523, Stichwort »banja« (Onlineausgabe).
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Prof. Dr. Ernst Muka/Prof. Dr. Ernst Mucke: Słownik dolnoserbskeje rěcy a jeje narěcow/Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte. 3 Bände, Verlag der russischen und čechischen Akademie der Wissenschaften/Verlag der böhmischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, St. Petersburg/Prag 1911–1928 (Fotomechanischer Neudruck, Bautzen: Domowina-Verlag 2008), Stichwort »bańa« (Onlineausgabe).
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Křesćan Bohuwĕr Pful: Łužiski Serbski Słownik. Budyšin 1866, Stichwort »banja« (Surface-Link).
  7. Helmut Jenč et al.: Wörterbuch Deutsch-obersorbisch/Słownik Němsko-hornjoserbski. 1. Auflage. VEB Domowina-Verlag/Ludowe nakładnistwo Domowina, Bautzen/Budyšyn 1986, DNB 880846038, Stichwort »Kürbis«
  8. Deutsch-Obersorbisches Wörterbuch (DOW-online) „Kürbis
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 Hans Holm Bielfeldt: Die slawischen Wörter im Deutschen. Ausgewählte Schriften 1950–1978. Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1982, Seite 357 (Zitiert nach Google Books).
  10. Johann Leonhard Friſch: Teutſch-Lateiniſches Woͤrter-Buch. Erſter Theil, Verlegts Chriſtoph Gottlieb Nicolai, Berlin 1741, Stichwort »Bonnet«, Seite 119 (Zitiert nach Digitalisat des MDZ).
  11. 11,00 11,01 11,02 11,03 11,04 11,05 11,06 11,07 11,08 11,09 11,10 11,11 11,12 11,13 11,14 11,15 Nach Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache. In 8 Bänden. Klett, Stuttgart 1982–1984, DNB 550923802.
    Nach Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7.
  12. Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-518-03860-5, Seite 93 (Zitiert nach Google Books; Lizenzausgabe des Verlags Hinstorff VEB für die BRD, Österreich und die Schweiz; Erstausgabe im Verlag Hinstorff VEB, Rostock 1973).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: Boje, Bonne, Bontje, Bonze