Benutzer:UliDolbarge/Orthografie (alt)

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(Dies ist die ältere Version vom 4.6.2005, die überarbeitete Version vom 3.9.2006 befindet sich hier)

Allgemeine Überlegungen[Bearbeiten]

  1. Die Orthografie des Hochdeutschen ist mehrdeutig und inkonsequent:
    1. die Kennzeichnung der Vokallänge (bzw. -kürze) hat sehr viele Varianten (z.B. bot und Boot für IPA [boːt], weg/Weg für IPA [vɛk/veːk])
    2. ein Zeichen steht für mehrere Laute (z.B. v für IPA [f] und [v]), mehrere Zeichen für einen Laut (z.B. Schänke und Schenke für IPA [ˈʃɛŋkə])
  2. Die einzige große Reform von 1903 diente der Vereinheitlichung, nicht der Vereinfachung
  3. Die Vereinfachung sollte folgen, kam aber bis heute über geringfügige Ansätze nicht hinaus
  4. Einer der Gründe für die Verhinderung ist das Streben der Autoren und Verlage nach "Bestandssicherung". (Von daher dürfte es eigentlich auch keine Hörbücher geben.)
  5. In der weiteren Öffentlichkeit waren die neuen Regeln der Getrenntschreibung stärker umstritten als die (teilweise) Abschaffung von ß und ph.

Anforderungen an eine eindeutige, konsequente Orthografie[Bearbeiten]

  1. Nur ein Zeichen für jeden Laut
  2. Die Länge eines Vokals wird durch dessen Zeichen ausgedrückt
  3. Das Schreiben erfolgt intuitiv, d.h. ohne Rücksicht auf die Herkunft, Etymologie und Flexionsweise der Wörter (Homonymie klärt sich meist aus dem Zusammenhang)
  4. Die Schreibweise gibt die (normierte) Aussprache wieder, ist aber trotzdem lesbar (ist keine Lautschrift)
  5. Eine gängige Computer-Tastatur (auch Notebook etc.) und ein einfacher (Freeware-)Editor reichen zum Tippen (d.h. man braucht maximal Akzent-Tasten und kaum mehr als den ASCII-Zeichensatz)
  6. Die Laut-Buchstaben-Beziehung ist zumindest mit verwandten Nachbarsprachen vergleichbar

Persönliche Schlussfolgerungen[Bearbeiten]

  1. Obige Anforderungen sind schon auf einer Tabula rasa schwer alle gleichzeitig zu verwirklichen, geschweige denn bei einer bestehenden, streng normierten Schriftsprache in absehbarer Zeit zu verwirklichen
  2. Da die Orthografie des Hochdeutschen nicht nur nicht den obigen Anforderungen nicht entspricht, sondern sich zudem in den letzten 100 Jahren gegen Reformbemühungen ziemlich resistent erwiesen hat, ist als Vorbild für andere Sprachen/Dialekte denkbar ungeeignet
  3. Da das Hochdeutsche trotzdem in Deutschland, Österreich und Teilen der Schweiz die dominierende Schriftsprache ist, sollte die Orthografie der auf dem Gebiet dieser Staaten gesprochenen verwandten Sprachen und Dialekte (also z.B. nicht die von Sorbisch), trotzdem nicht gänzlich anderen Prinzipien folgen
  4. Da es für das Nordniedersächsische (für das auch die – eigentlich allgemeinere – Bezeichnung "Plattdüütsch" verwendet wird, weil auch die Dialekte Hamburgs und Holsteins dazu gerechnet werden) schon eine Reihe von – meist von hochdeutschen Orthografie ausgehenden – Vorschlägen und sogar einen Quasi-Standard gibt (Sass’sche Schreibregeln, s. Plattdüütsche Orthographie in der plattdüütschen Wikipedia), beziehe ich meinen Vorschlag auf das Ostfälische, dessen Schreibung eigene Regeln erfordert (z.B. gibt zwei verschiedene lange A-Laute, so in ås’n 'verschwenderisch umgehen' und sik âs’n 'sich gruseln')
  5. Auch wenn dieser Vorschlag vergleichsweise radikal erscheint, habe ich dennoch einige Kompromisse gemacht, wie ch, s, ss, sch, w statt ġ, z, s, sh/š, v für IPA [ç, z, s, ʃ, v], gh statt ğ/ǥ für IPA [ɣ] und ħ für IPA [x], überwiegend "deutsche" Umlautzeichen statt z.B. ę̄, ø̄, ȳ oder ǟ, ȫ, ǖ für IPA [ɛː, øː, yː]. Diese und andere Kompromisse sind außer der Rücksicht auf vertraute Schriftbilder auch der leichteren Schreibbarkeit geschuldet, so können fast alle Zeichen über eine Standard-Computertastatur (mit deutschen Layout inklusive Akzenttasten) eingegeben werden, zwei weitere, å, ë sind ASCII-Zeichen, die – wenn der verwendete Editor keine Tastaturkürzel ermöglicht – auch über Freeware-Tastaturtools relativ einfach eingegeben werden können.
  6. Eine Ausnahmen von dieser Regelung machen ő und ű als Zeichen für 'lange' ö und ü, die so im Ungarischen verwendet werden. Dies sind die einzigen nicht-ASCII-Zeichen, und sie schienen mir unvermeidlich, weil der bisher eingegangene Kompromiss (œ und y als 'kurze' ö und ü) doch zu "unansehnlich" war. Aber auch diese Zeichen sind schon auf vielen Editoren verwendbar, zudem gibt es Tools, die ihre Eingabe sehr erleichtern (EUR-Deutsch, Keyman).
  7. Außer für Ostfälische lässt sich diese Orthografie auch zur Transkription anderer Dialekte/Sprachen verwenden, Zeichen für bisher nicht berücksichtigte Laute können ergänzt werden, z.B. in <Garâshë> für Garage, <Maljórka> für Mallorca.

Ostfälisch (Ôstfälsch):
Vorschlag für eine eindeutigere, konsequentere Orthografie
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(Alle Vergleiche mit dem Hochdeutschen beziehen sich auf ähnliche Laute im Allgemeinen, jedoch nur am Rande auf deren eventuelles Vorkommen in etymologisch verwandten Wörtern.)

Groß- und Kleinschreibung[Bearbeiten]

Da alle Leser/Leserinnen des Ostfälischen tagtäglich mit der hochdeutschen Orthografie zu tun haben, sollen dessen Regeln bezüglich der Groß- und Kleinschreibung auch hier gelten (bis auch das Hochdeutsche sich internationalen Standards angepasst hat).

Konsonanten[Bearbeiten]

  • b, d, f, g, h, j, k, l, m, n, p, r, s, t, w wie im Hochdeutschen, jedoch
    • Verdoppelung nur zwischen Vokalen, auf der Silbengrenze, z.B. ostfäl. Bok, Plural Bök∙kë 'Bock/Böcke'; kein ck
    • auslautend (am Wortende) nur Zeichen für "stimmlose" Laute, also f, t, ch/gh für hochdt. b, d, g
  • c nur in ch, aber ausschließlich für den Ich-Laut, IPA: [ç]
  • gh für den Ach-Laut (IPA: [x]) und (seltener) zwischen Vokalen für das "geriebene" g (IPA: [ɣ])
  • -’m, -’n (entspr. hochdt. -en) für silbische m, n (IPA: [m̩, n̩]) nach b, p / d, t (bzw. [ŋ̍] nach g, k)
  • -m’ -n’ stehen für hochdeutsch -men, -nen (IPA: [mm̩, nn̩]; für -ngen entsprechend -ng’ [ŋŋ̍])
  • ng, nk wie im Hochdeutschen (IPA: [ŋ, ŋk]) – letzteres auch im Auslaut für hochdt. ng
  • kein ph (z.B. in griech. Lehnwörtern), dafür stets f
  • kein q(u), dafür steht kw
  • sch wie im Hochdeutschen (IPA: [ʃ])
  • kein ß, dafür steht ss (fast nur zwischen Vokalen)
  • kein th in griech. Lehnwörtern, dafür steht t (z.B. in ostfäl. Aftêkë 'Apotheke')
  • kein v, dafür stehen je nach Aussprache f (IPA: [f]) oder w (IPA: [v])
  • kein x, dafür steht kschs kommt fast nur in Suffixen wie z.B. in ostfäl. wânichstë 'wenigste' und dergleichen vor und wird ch-s (IPA: [çs]) ausgesprochen.
  • kein z (und tz), dafür steht ts (kann nach anderen Konsonanten zu s verkürzt werden, also ostfäl. Prins für hochdt. Prinz)
  • (dj für das "harte" j z.B. in ostfäl. djî 'ihr' (IPA: [dʒ]); da ich über dessen Verbreitung jedoch bisher nichts in Erfahrung bringen konnte, schreibe ich zunächst einfaches j.)

Vokale[Bearbeiten]

  • a, e, i, o, u wie im Hochdeutschen, wenn kurz gesprochen (IPA: [a, ɛ, ɪ, ɔ, ʊ]), keine doppelten Konsonanten zur Bezeichnung der Kürze des vorausgehenden Vokals!
  • â, ê, î, ô, û wie hochdt. a, e, i, o, u, wenn lang gesprochen (IPA: [aː, eː, iː, oː, uː]), alle Dehnungszeichen (Verdoppelung, angehängtes h oder e) entfallen!
  • ä ausschließlich für im Hochdeutschen lang gesprochenes ä (äh) (IPA: [ɛː], in der hochdt. Umgangssprache nur regional verbreitet)
  • à für unbetontes hochdt. er (nur in End- und Vorsilben wie in hochdt. weiter, ver-, IPA: [ɐ])
  • å für das "dunkle" (oder "dumpfe") a, wie in engl. all, dän. Stadt Ålborg (stets lang, IPA: [ɔː])
  • ë für unbetontes, kurzes e (Schwa, "Murmel-e" wie in hochdt. bitte, IPA: [ə]); das Zeichen wird so im Albanischen verwendet.
  • ő für im Hochdeutschen lang gesprochenes ö (öh) (IPA: [øː]
  • ö (ausschließlich) für im Hochdeutschen kurz gesprochenes ö (IPA: [œ])
  • ű für im Hochdeutschen lang gesprochenes ü (üh) (IPA: [yː]
  • ü ausschließlich für im Hochdeutschen kurz gesprochenes ü (IPA: [ʏ])
  • kein y, dafür je nach Aussprache ű oder ü.

Diphthonge[Bearbeiten]

(Der Übersichtlichkeit halber werden hier zunächst nur die im östlichen und nördlichen Ostfälisch gebräuchlichen dargestellt, d.h. die Vielfalt der Formen im calenbergisch-zentralostfälischen Zwielautungsgebiet, z.B. ëô, iû, ëî, ui (IPA: [ə̯iː, ə̯oː, ı̯uː, uı̯]) für nördlich/östlich î, ô, û, ű, bleiben – zunächst – unberücksichtigt, sie lassen sich aber aus den dargestellten Lauten erschließen.)

  • âi für hochdt. ei (eih), ai, jedoch mit lägerem a (IPA: [aˑɪ̯])
  • au für hochdt. au (IPA: [aʊ̯])
  • für diphthongisches hochdt. ie, z.B. ostfäl. Familjë 'Familie' (IPA: [i̯ə])
  • oi für hochdt. eu, äu, oi (IPA: [ɔʏ̯])

Betonung[Bearbeiten]

Wie im Hochdt. meist auf der ersten Silbe – außer bei den Vorsilben, z.B. ë-, fà- (entsprechen hochdt. 'ge-, ver-') – ansonsten auf dem ersten Langvokal, wie in Aftêkë [afˈteːkə] (in Ausnahmefällen wird ein betonter Kurzvokal durch Akut gekennzeichnet: á, é, í, ó, ú).


UliDolbargeDiskussion, 4.6.2005