Antinomismus

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Antinomismus (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Antinomismus
Genitiv des Antinomismus
Dativ dem Antinomismus
Akkusativ den Antinomismus

Worttrennung:

An·ti·no·mis·mus, kein Plural

Aussprache:

IPA: [antinoˈmɪsmʊs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Antinomismus (Info)
Reime: -ɪsmʊs

Bedeutungen:

[1] Philosophie: innerer Widerspruch
[2] Theologie: die Leugnung und Verwerfung eines allgemein verbindlichen Gesetzes, des Sittengesetzes, insbesondere des mosaischen Gesetzes der Tora beziehungsweise die Leugnung von dessen Geltung für die Christen (vergleiche Rechtfertigungslehre)
[3] allgemein: gezielte Verletzung beziehungsweise Bruch eines gesellschaftlichen Tabus oder Kritik an Gesetzlichkeit überhaupt

Herkunft:

aus altgriechisch ἀντί (anti→ grc „anstatt, gegen“ und νόμος (nomos→ grc „Gesetz“[Quellen fehlen]

Gegenwörter:

[2] Werkgerechtigkeit; Judaisierer

Beispiele:

[1?] „Des näheren besteht diese Unzulänglichkeit, wie hier nicht genauer entwickelt und nur in einem System der Erkenntnistheorie ausgeführt werden kann, in dem Umstande, daß das erfahrungsgemäß Gegebene niemals dem begrifflichen Anforderungen genügt, welche wir bei seiner gedanklichen Verarbeitung, dem inneren Wesen der Vernunft gemäß, zuerst naiv und unmittelbar, später aber mit reflektiertem Bewußtsein stellen. Diesen Antinomismus kann nicht nur das gewöhnliche Leben, sondern auch die Erfahrungswissenschaft dadurch umgehen, daß sie mit Hilfsbegriffen arbeiten, die Zwar in sich problematisch bleiben, aber innerhalb gewisser Grenzen zu einer dem praktischen Bedürfnis genügenden Verarbeitung des Erfahrungsmaterials ausreichen.“[1]
[2] „Die Religion unserer Zeit ist mit Irrtümern verseucht worden. Einer dieser Irrtümer ist der Antinomismus, welcher sich wie ein roter Faden durch viele Benennungen windet. Er lehrt, dass Christen nicht mehr unter einem Gesetz stehen, weil sie unter Gnade leben.“[2]
[2] „Antinomismus und Antimoralismus wurden von Armin L. Robinson in seiner Novellensammlung „The Ten Commandments“ (New York 1943) als tödlicher Beweggrund nationalsozialistischen Mordens erkannt. […] Welche Traditionen haben den mörderischen Antinomismus aufkommen lassen?“[3]
[2] „In diesem Schreiben zeigt es sich, daß Luther schon 1524 jeglichen Antinomismus ablehnt, wie er es dreizehn Jahre später, allerdings dann mit größerer Schärfe, auch getan hat.“[4]
[3]

Wortbildungen:

[2] antinomistisch, Antinomisten, Antinomistischer Streit

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–3] Wikipedia-Artikel „Antinomismus
[2, 3] Duden online „Antinomismus
[2] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Antinomismus
[2] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Antinomismus
[2] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Antinomismus“ (Wörterbuchnetz), „Antinomismus“ (Zeno.org)
[2] Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „Antinomismus

Quellen:

  1. Wilhelm Windelband: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie. Tübingen, 6. Auflage 1912. Fußnote 44. zeno.org
  2. diegemeindegottes.com
  3. Stefan Hartmann: Tödlicher Antinomismus. In: Freiburger Rundbrief 18/2011, Heft 2, Seiten 111−118.
  4. Heinz-Erich Eisenhuth: Luther und der Antinomismus. Erschienen in: »In disciplina Domini« – In der Schule des Herrn. Thüringer kirchliche Studien; Band 1, Berlin 1963, Seite 18-44. ekmd.de