Aneignung

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Aneignung (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Aneignung die Aneignungen
Genitiv der Aneignung der Aneignungen
Dativ der Aneignung den Aneignungen
Akkusativ die Aneignung die Aneignungen

Worttrennung:

An·eig·nung, Plural: An·eig·nun·gen

Aussprache:

IPA: [ˈanˌʔaɪ̯ɡnʊŋ]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Aneignung (Info)

Bedeutungen:

[1] Sachenrecht:
[1a] Inbesitznahme einer herrenlosen Sache
[1b] unrechtmäßige Inbesitznahme einer Sache
[2] Erwerb von Wissen, Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Ideologien oder Ähnlichem, beispielsweise durch Lernen, Üben oder Angewöhnung

Herkunft:

Ableitung zum Stamm des Verbs aneignen mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -ung

Synonyme:

[1] Okkupation

Unterbegriffe:

[2] Wissensaneignung

Beispiele:

[1a] „Mit der privaten Aneignung des Grund und Bodens, der sowohl als wichtigstes Produktionsmittel als auch als Produktionsgegenstand diente, war auch die private Aneignung des Viehs verbunden.“[1]
[1a] „Dazu wurde vertreten, dass sich die Aneignung von herrenlosem Land in Deutsch-Südwestafrika nicht als besonderes Vorrecht des Schutzgebietsfiskus darstelle, da es auch von Privaten ausgeübt werden könne.“[2]
[1b] „Die englische Herrschaft über Irland ging in den folgenden 200 Jahren mit einer weitgehenden Aneignung des Grundbesitzes durch die Engländer und einer Lähmung der irischen Wirtschaft einher.“[3]
[1b] „So raubte der IS etwa beim Einmarsch in Mossul im vergangenen Jahr Millionen von Dollar aus den Tresoren der örtlichen Banken – ganz zu schweigen von der Aneignung des Militärgeräts der irakischen Armee, die Hals über Kopf aus der Stadt geflüchtet war und den Terroristen damit einiges an Ausgaben ersparte.“[4]
[1b] „Chinas historische Begründung für seine Expansion im Südchinesischen Meer ist nicht anerkannt und mit der Aneignung der Inseln verstößt China gegen das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen.“[5]
[2] „Die Aneignung einer Fremdsprache unterscheidet sich von der Aneignung einer Zweitsprache primär dadurch, dass der erste Prozess nur auf einige Stunden pro Woche reduziert ist.“[6]
[2] „Trotz der Aneignung von Traditionen bleibt Picasso immer er selbst.“[7]
[2] „Übersehen wird dabei, dass es beim Denglischen nicht um eine aktive, aufgeschlossene Aneignung des Fremden geht, sondern um eine wachsende sprachliche Monokultur auch unter den Intellektuellen.“[8]
[2] „Der Traditionsbruch und die Öffnung zum Westen, zu dem ja auch die teilweise Aneignung des Leninismus gehört, hätten es tatsächlich geschafft, dass sich die Nation jetzt gegenüber dem Westen behaupten könne - was jedoch keineswegs heißt, dass historische Kontinuitäten als Legitimationsquelle für die Kommunisten nicht wichtig wären.“[9]
[2] „Zentral sei in der Wiener Lehrerausbildung nun die Aneignung von etwa 30 Kernkompetenzen wie zum Beispiel der Innovationskompetenz, der Reflexionskompetenz, der Prüfungskompetenz, des Durchhaltevermögens oder gar der Kompetenzorientierungskompetenz.“[10]
[2] „Musik sei entstanden durch Vermischung der Kulturen und Wanderung. Er mache die Musik, die er fühle. ‚Wenn jemand anders sagt, das ist kulturelle Aneignung, dann interessiert mich das einen Scheißdreck‘, so Schneider.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] (un-)rechtmäßige Aneignung, widerrechtliche Aneignung
[2] kulturelle Aneignung

Wortbildungen:

Aneignungsabsicht

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wikipedia-Artikel „Aneignung
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Aneignung
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Aneignung
[1, 2] The Free Dictionary „Aneignung
[1, 2] Duden online „Aneignung

Quellen:

  1. Jens Köhn, Burkhard Rode: Eigentum. Böhlau, 1987, ISBN 978-3-7400-0055-4, Seite 201 (Zitiert nach Google Books)
  2. Markus J. Jahnel: Das Bodenrecht in "Neudeutschland über See". Peter Lang, 2009, ISBN 978-3-631-57644-1, Seite 263 (Zitiert nach Google Books)
  3. Bernd Becker: Die Wurzeln des Nordirland-Konflikts. In: FAZ.NET. 7. September 2001 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  4. Lena Schipper: Wie finanziert sich der IS?. In: FAZ.NET. 23. November 2015 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  5. Kalter Krieg in warmen Gewässern. Abgerufen am 21. September 2016.
  6. Bozena Esskali: Motivation und Einstellung gegenüber Deutsch als Zweitsprache - Untersuchung zu Motivation, Einstellungen und Kontakt von Aussiedlern im DaZ- Unterricht. GRIN Verlag, 2007, ISBN 978-3-638-71763-2, Seite 13 (Zitiert nach Google Books)
  7. Michael Hierholzer: Gewalt und Zärtlichkeit. In: FAZ.NET. 3. April 2019 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  8. Lorenz Jäger: Chill mal, du Loser. In: FAZ.NET. 9. Juni 2010 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  9. Mark Siemons: Die Stadt unter der Olympiastadt. In: FAZ.NET. 2. August 2008 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  10. Klara Keutel: Der Kompetenz-Fetisch. In: FAZ.NET. 18. Februar 2015 (URL, abgerufen am 7. August 2020).
  11. Carolin Klinger: Helge Schneider über kulturelle Aneignung – „Das interessiert mich einen Scheißdreck“. In: stuttgarter-nachrichten.de. 9. Februar 2023, abgerufen am 10. Februar 2023.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Abneigung