𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂

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𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 (Gotisch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Kasus Singular Plural
Nominativ 𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌾𐌿𐍃
Akkusativ 𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌿𐌽𐍃
Vokativ 𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌾𐌿𐍃
Genitiv 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐍃 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌴
Dativ 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌿𐌼

Worttrennung:

𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂

Umschrift:

broþar

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] männliches Geschwisterkind; Bruder

Herkunft:

Erbwort aus dem urgermanischen *brōþer- ‚Bruder‘, das sich seinerseits auf das indogermanische *bʰreh₂-ter- zurückführen lässt; etymologisch verwandt mit altnordisch bróðir → non, färöisch bróðir → fo, altenglisch broðor → ang (neuenglisch brother → en), altfriesisch brother → ofs, altsächsisch brothar → osx, niederländisch broer → nl, althochdeutsch bruodar → goh (neuhochdeutsch Bruder) sowie urverwandt mit sanskritisch भ्रातृ (bhrātṛ-) → sa, awestisch brātar-, armenisch եղբայր (ełbayr) → hy, altgriechisch (attisch) φράτηρ (phratēr→ grc und (dorisch) φρατήρ (phratēr→ grc, lateinisch frater → la, altirisch bráthair → sga, walisisch brawd, altpreußisch brāti → prg, litauisch brolis → lt, lettisch brālis → lv und altkirchenslawisch братръ (bratrъ) → cu und братъ (bratъ) → cu[1]

Weibliche Wortformen:

[1] 𐍃𐍅𐌹𐍃𐍄𐌰𐍂

Beispiele:

[1] 𐌰𐌸𐌸𐌰𐌽 𐌹𐌺 𐌵𐌹𐌸𐌰 𐌹𐌶𐍅𐌹𐍃 𐌸𐌰𐍄𐌴𐌹 𐍈𐌰𐌶𐌿𐌷 𐌼𐍉𐌳𐌰𐌲𐍃 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂 𐍃𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰 𐍃𐍅𐌰𐍂𐌴, 𐍃𐌺𐌿𐌻𐌰 𐍅𐌰𐌹𐍂𐌸𐌹𐌸 𐍃𐍄𐌰𐌿𐌰𐌹; 𐌹𐌸 𐍃𐌰𐌴𐌹 𐌵𐌹𐌸𐌹𐌸 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂 𐍃𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰 𐍂𐌰𐌺𐌰, 𐍃𐌺𐌿𐌻𐌰 𐍅𐌰𐌹𐍂𐌸𐌹𐌸 𐌲𐌰𐌵𐌿𐌼𐌸𐌰𐌹; 𐌰𐌸𐌸𐌰𐌽 𐍃𐌰𐌴𐌹 𐌵𐌹𐌸𐌹𐌸 𐌳𐍅𐌰𐌻𐌰, 𐍃𐌺𐌿𐌻𐌰 𐍅𐌰𐌹𐍂𐌸𐌹𐌸 𐌹𐌽 𐌲𐌰𐌹𐌰𐌹𐌽𐌽𐌰𐌽 𐍆𐌿𐌽𐌹𐌽𐍃.
„aþþan ik qiþa izwis þatei hvazuh modags broþr seinamma sware, skula wairþiþ stauai; iþ saei qiþiþ broþr seinamma raka, skula wairþiþ gaqumþai; aþþan saei qiþiþ dwala, skula wairþiþ in gaiainnan funins.“ (Mt. 5, 22)[2]
„Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.“[3]
[1] 𐌵𐌰𐌸 𐌰𐌹𐌽𐍃 𐌸𐌹𐌶𐌴 𐍃𐌹𐍀𐍉𐌽𐌾𐌴 𐌹𐍃, 𐌰𐌽𐌳𐍂𐌰𐌹𐌰𐍃, 𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 𐍀𐌰𐌹𐍄𐍂𐌰𐌿𐍃 𐍃𐌴𐌹𐌼𐍉𐌽𐌰𐌿𐍃:
„qaþ ains þize siponje is, Andraias, broþar Paitraus Seimonaus:“ (Joh. 6, 8)[4]
„Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:“[5]
[1] 𐌹𐌸 𐌱𐌹𐌸𐌴 𐌲𐌰𐌻𐌹𐌸𐌿𐌽 𐌸𐌰𐌹 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌾𐌿𐍃 𐌹𐍃, 𐌸𐌰𐌽𐌿𐌷 𐌾𐌰𐌷 𐌹𐍃 𐌲𐌰𐌻𐌰𐌹𐌸 𐌹𐌽 𐌸𐍉 𐌳𐌿𐌻𐌸 𐌽𐌹 𐌰𐌽𐌳𐌰𐌿𐌲𐌾𐍉, 𐌰𐌺 𐍃𐍅𐌴 𐌰𐌽𐌰𐌻𐌰𐌿𐌲𐌽𐌹𐌱𐌰.
„iþ biþe galiþun þai broþrjus is, þanuh jah is galaiþ in þo dulþ ni andaugjo, ak swe analaugniba.“ (Joh. 7, 10)[6]
„Als aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern im Verborgenen. “[7]
[1] 𐌰𐌹𐌸𐌸𐌰𐌿 𐍈𐌰𐌹𐍅𐌰 𐌼𐌰𐌲𐍄 𐌵𐌹𐌸𐌰𐌽 𐌳𐌿 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰: 𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂 𐌻𐌴𐍄, 𐌹𐌺 𐌿𐍃𐍅𐌰𐌹𐍂𐍀𐌰 𐌲𐍂𐌰𐌼𐍃𐍄𐌰 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌹𐌽 𐌰𐌿𐌲𐌹𐌽 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰, 𐍃𐌹𐌻𐌱𐌰 𐌹𐌽 𐌰𐌿𐌲𐌹𐌽 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌰𐌽𐌶𐌰 𐌽𐌹 𐌲𐌰𐌿𐌼𐌾𐌰𐌽𐌳𐍃 𐌻𐌹𐌿𐍄𐌰, 𐌿𐍃𐍅𐌰𐌹𐍂𐍀 𐍆𐌰𐌿𐍂𐌸𐌹𐍃 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌰𐌽𐌶𐌰 𐌿𐍃 𐌰𐌿𐌲𐌹𐌽 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌼𐌼𐌰, 𐌾𐌰𐌷 𐌸𐌰𐌽 𐌲𐌰𐌿𐌼𐌾𐌰𐌹𐍃 𐌿𐍃𐍅𐌰𐌹𐍂𐍀𐌰𐌽 𐌲𐍂𐌰𐌼𐍃𐍄𐌰 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌹𐌽 𐌰𐌿𐌲𐌹𐌽 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐍃 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌹𐍃.
„aiþþau hvaiwa magt qiþan du broþr þeinamma: broþar let, ik uswairpa gramsta þamma in augin þeinamma, silba in augin þeinamma anza ni gaumjands? liuta, uswairp faurþis þamma anza us augin þeinamma, jah þan gaumjais uswairpan gramsta þamma in augin broþrs þeinis.“ (Lk. 6, 42)[8]
„Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“[9]

Wortbildungen:

[1] 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌰𐌷𐌰𐌽𐍃, 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌿𐌻𐌿𐌱𐍉/𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌰𐌻𐌿𐌱𐍉

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wilhelm Streitberg: Gotisch-Griechisch-Deutsches Wörterbuch, Heidelberg 1910, „𐌱𐍂𐍉𐌸𐌰𐍂“, Seite 23.

Quellen:

  1. Guus Kroonen: Etymological Dictionary of Proto-Germanic. 1. Auflage. Brill, Leiden, Boston 2013, ISBN 978-90-04-18340-7 (Band 11 der Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series), „*brōþer-“ Seite 79.
  2. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Matthäus 5,22, Seite 3.
  3. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 22 EU
  4. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Johannes 6,8, Seite 31.
  5. Bibel: Johannesevangelium Kapitel 6, Vers 8 EU
  6. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Johannes 7,10, Seite 39.
  7. Bibel: Johannesevangelium Kapitel 7, Vers 10 EU
  8. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Lukas 6,42, Seite 113.
  9. Bibel: Lukasevangelium Kapitel 6, Vers 42 EU