festsetzen

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festsetzen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich setze fest
du setzt fest
er, sie, es setzt fest
Präteritum ich setzte fest
Konjunktiv II ich setzte fest
Imperativ Singular setz fest!
setze fest!
Plural setzt fest!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
festgesetzt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:festsetzen

Worttrennung:

fest·set·zen, Präteritum: setz·te fest, Partizip II: fest·ge·setzt

Aussprache:

IPA: [ˈfɛstˌzɛt͡sn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild festsetzen (Info)

Bedeutungen:

[1] transitiv: als verbindlich und gültig bestimmen; verbindlich beschließen, regeln
[2] transitiv: gefangen setzen, in Haft nehmen
[3] reflexiv; auch übertragen: haften bleiben
[4] reflexiv; umgangssprachlich: irgendwo ansässig werden, sich irgendwo ansiedeln; sich irgendwo (für längere Zeit) einrichten; einen Ort (für längere Zeit) unerlaubt einnehmen (befestigen und unter Kontrolle halten)

Herkunft:

Ableitung eines Partikelverbs zum Verb setzen mit der Partikel fest

Synonyme:

[2] einsperren, festnehmen, inhaftieren, in (polizeilichen) Gewahrsam bringen/nehmen, internieren, verhaften
[2] umgangssprachlich: hinter Schloss und Riegel bringen/hinter Schloss und Riegel setzen; scherzhaft: hinter schwedische Gardinen bringen
[2] österreichisch umgangssprachlich: einkasteln
[2] salopp: einbuchten, einbunkern, einkassieren, einlochen

Sinnverwandte Wörter:

[1] abmachen, abstecken, abstimmen, aufsetzen, aufstellen, befehlen, bestimmen, beschließen, dekretieren, einberufen, entscheiden, erlassen, festlegen, regeln, setzen, verankern, verfügen, verhängen, verordnen, vorgeben, vorschreiben, vorsehen, vorzeichnen
[1] bildungssprachlich: diktieren, fixieren, statuieren, zementieren; zumeist abwertend: reglementieren; fachsprachlich: determinieren
[1] abwertend: administrieren
[1] amtssprachlich: anberaumen
[3, 4] sich einnisten
[4] sich niederlassen; besetzen; sich verschanzen

Beispiele:

[1] Die Mitgliederversammlung kann durch Beschluss einen anderen Termin festsetzen.
[1] „Hier mache sich eben der Nachteil einer Gerichtsorganisation geltend, die selbst in ihren Anfängen den geheimen Bericht festsetzt.[1]
[1] „Man hatte vor kurzem eine Altersgrenze festgesetzt.[2]
[1] „Die Liese schrubbte den Küchenboden; sie hatte für den Samstag Großreinemachen festgesetzt.[3]
[1] „Die zweite Probefahrt wurde auf Anfang April festgesetzt, auf den letzten Tag vor der Abreise Katis und Ballas von Bratsk.“[4]
[1] „Einen Preis hatte ich nicht festgesetzt, und manche gaben sogar einen Groschen für die Karte.“[5]
[1] „Der Beginn des Leichenzuges war auf zehn Uhr festgesetzt.[6]
[1] „An Hand der Aufzeichnungen, die sie aus dem Verhör mitgebracht, hatten es die Offiziere unter Ovelackers Vorsitz unternommen, das Strafmaß für jeden der vierunddreißig festzusetzen.[7]
[1] „Da nun der Machthaber seine Definitionsgewalt ausnutzt und festsetzt, welche Ziele als kollektiv zu gelten haben, ist ein Ausgleich der strukturellen Benachteiligung nur dadurch wettzumachen, daß die Machtunterworfenen die Ziele selbst unter normativen Gesichtspunkten prüfen und entweder bestätigen oder verwerfen können; sie müssen bestreiten können, daß die gesetzten Ziele kollektiv erwünscht sind oder, wie wir sagen, im allgemeinen Interesse liegen.“[8]
[2] Vermummte Demonstranten wurden herausgezogen und festgesetzt.
[2] „Setzt ihn fest, und morgen früh hängt den Schelm an den Galgen.“[9]
[2] „Mit solchen Leuten wie mit Barkhausen machte man bei der Polizei nicht viel Umstände, er stand dort in gar keinem Rufe, weil er nämlich im allerschlechtesten stand, sie setzten ihn sofort auf dem Kriminalgericht fest.[10]
[2] „Du hast Zeit dir zu überlegen, ich werde Cresspahl nicht festsetzen wegen Steuerhinterziehung.“[11]
[2] „Kürzlich wurde ein bekannter Fernsehmoderator wegen angeblicher ‚Blasphemie‘ festgesetzt, in Wahrheit hatte er die Regierung kritisiert.“[12]
[3] Mach es sauber, bevor es sich festsetzt.
[3] „Kraushaar verabschiedete sich von den Bauern und bat seine Freunde: ‚haut mir eins in die Rippen, sobald ihr merkt, daß sich bei mir Kalk im Kopf oder Sirup am Arsch festsetzt!‘“[13]
[3] „Seine Frau stand drei Schritte weiter im Laternenlicht, versunken in den Anblick der Schneeflocken, die sich auf ihrem Mantel und in ihren Haaren festsetzten.[14]
[3] „Auf ihren Saiten, die nicht mehr schwingen durften, setzte sich Rost fest, der sich langsam, langsam bis in die Saitenseelen fraß.“[15]
[3] „Sie hatte die abgestorbene Haut entfernt, damit sich keine Bakterien darunter festsetzen konnten, und die Wunden gereinigt.“[16]
[3] „Der Strauch ist das einzige Gewächs hier, das sich als Brennholz eignet; er wächst äußerst üppig, schlägt überall Wurzeln und setzt sich an den hohen, perpendikulären Felswänden fest und bildet ein dichtes grünes Kleid, das in dem dauernden Regen fast schwarz wird, dunkel wie die diversen Moose und Flechten auf der brüchigen Lava, die beim geringsten Schritt ins Rollen kommt.“[17]
[3] „Er hat einen langſamen, gleichgültigen Blick, der ſich feſtſetzt auf Kufalts Geſicht.“[18]
[3] „Langsam setzte sich in mir der Gedanke fest: es geht gar nicht um Polen, es geht um mein verbogenes Blech.“[19]
[3] „Mit der Verfügungsgewalt haben sich zugleich die stickige Ordnung des Privaten, der Partikularismus der Interessen, die längst überholte Form der Familie, das Eigentumsrecht und seine Reflexion im Charakter nochmals festgesetzt.[20]
[3] „Eine einzige Idee hatte Warszawski gehabt, der große Warszawski, die aber hat er wie einen Monolith behauen und bearbeitet, bis sie immer klarer und eindeutiger in die Köpfe des Publikums und der Kritik hineinging, um sich dort wohl für immer festzusetzen.[21]
[3] „Es war nichts bemerkenswert an diesem Nachmittag, nichts, woran sich die Erinnerung zwischen glatt verschalten Betonwänden und verchromten Designersesseln festsetzen könnte, keine Anekdote, kein Zusammentreffen unvorhersehbarer Umstände.“[22]
[4] „Der Landvermesser K. mußte zunächst danach streben, sich im Dorfe festzusetzen.[23]
[4] „Die eigentliche Geschichte des Landes beginnt mit der Einwanderung der germanischen Völker, die sich erst im Süden festsetzten und später die finnisch-karelischen Völker und die Samen (Lappen) zurückdrängten.“[24]
[4] „Daß sich die Truppen an der Kreuzung Paralelo-San Pablo festgesetzt haben, einem strategisch so wichtigen Punkt, ist eine unvorhergesehene Bedrohung für García Olivers Plan.“[25]
[4] „Sie haben sich in einem der Gebäude widerrechtlich festgesetzt, oder?“[26]
[4] „Die Mutter hat eine stille Freude, wenn sich die fremden Männer bei ihr festsetzen, statt zu ihren Frauen nach Hause zu gehen.“[27]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einen Preis festsetzen (Lautsprecherbild Audio (Info)); einen Termin festsetzen; eine Zeit festsetzen; Bedingungen (für etwas) festsetzen; einen Wert (für etwas) festsetzen
[1] am festgesetzten Tag; zur festgesetzten Stunde
[2] einen Täter festsetzen
[3] etwas (Schmutz, Staub) setzt sich irgendwo fest
[3] übertragen: eine Ansicht, Idee, ein Gedanke setzt sich bei/in jemandem fest
[4] sich irgendwo festsetzen

Wortbildungen:

[1, 2] Festsetzung

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „festsetzen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „festsetzen
[1–3] The Free Dictionary „festsetzen
[1–4] Duden online „festsetzen
[1–4] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „festsetzen“ auf wissen.de
[1–3] PONS – Deutsche Rechtschreibung „festsetzen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalfestsetzen
[1, 3, 4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „festsetzen
[1–4] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »festsetzen«.

Quellen:

  1. Franz Kafka: Der Prozess. Roman. Verlag Die Schmiede, Berlin 1925, Seite 204–205 (Zitiert nach Wikisource-Quellentext „Seite:De Kafka Prozeß 205.jpg“).
  2. Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Roman. Erster Band, Gustav Kiepenheuer, Berlin 1930, Seite 81 (Zitiert nach Google Books).
  3. Anna Seghers: Die Toten bleiben jung. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1949, Seite 96 (Zitiert nach Google Books).
  4. Erik Neutsch: Spur der Steine. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, Seite 841.
  5. Hermann Kant: Die Aula. Roman. Rütten & Loening, Berlin 1965, Seite 93.
  6. Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-518-02760-3, Seite 9.
  7. Edzard Schaper: Der Henker. Roman. Durchgesehene Neuausgabe, Artemis, Zürich/München 1978, ISBN 3-7608-0492-6, Seite 163 (Erstausgabe 1940).
  8. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. 1. Auflage. Band 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07591-8, Seite 405.
  9. Hermann Hesse: Narziß und Goldmund. In: Gesammelte Dichtungen. Fünfter Band, Suhrkamp Verlag, Berlin[/Frankfurt am Main] 1952, Seite 259 (Zitiert nach Google Books).
  10. Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein. Roman. Ungekürzte Ausgabe, 1.–30. Tausend, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1964 (rororo-Taschenbuch-Ausgabe, 671/672), Seite 263 (Erstausgabe im Aufbau-Verlag, Berlin 1947).
  11. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-518-39628-5, Seite 283 (Erstausgabe 1959).
  12. Nicola Abé, Dieter Bednarz, Samiha Shafy: Weder frei noch sicher. In: DER SPIEGEL. Nummer 5, 30. Januar 2016, ISSN 0038-7452, Seite 93 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 31. Oktober 2018).
  13. Erwin Strittmatter: Ole Bienkopp. Roman. Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1963, Seite 261 (Lizenz des Aufbau-Verlag, Berlin; Ausgabe für die BRD).
  14. Dieter Wellershoff: Die Sirene. Eine Novelle. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1980, ISBN 3-462-01378-5, Seite 68.
  15. Erwin Strittmatter: Der Laden. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1983, Seite 408.
  16. Mirjam Pressler: Malka Mai. Roman. Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 2001, ISBN 978-3-407-80879-0, Seite 158.
  17. Raoul Schrott: Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde. Roman. Hanser Verlag, München/Wien 2003, ISBN 978-3-446-20355-6, Seite 161.
  18. Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 1934, Seite 134 (Zitiert nach Google Books).
  19. Günter Grass: Die Blechtrommel. Roman. 323.–372. Tausend, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1964, Seite 183 (Erstausgabe 1962).
  20. Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, Seite 34 (Erstveröffentlichung 1951).
  21. Maxim Biller: Harlem Holocaust. In: Wenn ich einmal reich und tot bin. Erzählungen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1990, ISBN 3-462-02032-3, Seite 114.
  22. Raoul Schrott: Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde. Roman. Hanser Verlag, München/Wien 2003, ISBN 978-3-446-20355-6, Seite 685.
  23. Franz Kafka; Max Brod (Herausgeber): Das Schloss. Roman. Schocken Books, New York 1946, Seite 386 (Zitiert nach Google Books; Lizenzausgabe des Schocken Verlag, Berlin 1935; Erstausgabe im Kurt Wolff Verlag, München 1926).
  24. Werner Lange: Campingurlaub im Norden. Die schönsten Campingreisen nach Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland. Gräfe und Unzer, München 1962, Seite 165.
  25. Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-518-02760-3, Seite 42.
  26. Harry Kemelman: Am Dienstag sah der Rabbi rot. Kriminalroman. Deutsche Erstausgabe, [1. – 30. Tausend], Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975 (rororo ; 2346 : rororo-thriller) (Originaltitel: Tuesday the Rabbi saw red, übersetzt von Edda Janus), ISBN 3-499-42346-4, Seite 81.
  27. Erwin Strittmatter: Der Laden. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1983, Seite 105.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: Festnetzes