erkundigen

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erkundigen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich erkundige
du erkundigst
er, sie, es erkundigt
Präteritum ich erkundigte
Konjunktiv II ich erkundigte
Imperativ Singular erkundige!
Plural erkundigt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
erkundigt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:erkundigen

Anmerkung:

Bei reflexiven Verben fällt das Reflexivpronomen weg, wenn der Infinitiv im Aufforderungssatz gebraucht wird:[1]
„Wer mit dem Hund oder der Katze ins Ausland reisen möchte, kann sich übrigens nicht auf die deutschen Bestimmungen berufen. An der Grenze geht man minutiös nach den Vorschriften des betreffenden Landes vor. Also bitte sorgfältig erkundigen (Tierarzt, Amtstierarzt, Botschaft des Landes), sonst steht man traurig an der Grenze und wedelt hilflos mit diesem Zeitungsartikel.“[2]
„Auf der Internetseite www.[…].de bitte genauer erkundigen oder einfach vorbeikommen und anmelden.“[3]

Worttrennung:

er·kun·di·gen, Präteritum: er·kun·dig·te, Partizip II: er·kun·digt

Aussprache:

IPA: [ɛɐ̯ˈkʊndɪɡn̩], [ɛɐ̯ˈkʊndɪɡŋ̍]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild erkundigen (Info), Lautsprecherbild erkundigen (Info), Lautsprecherbild erkundigen (Info)
Reime: -ʊndɪɡn̩

Bedeutungen:

[1] reflexiv: Auskünfte erbitten, (durch gezielte Fragen) Informationen einholen, sich (durch gezielte Fragen) Kenntnisse verschaffen

Abkürzungen:

[1] erk.

Herkunft:

Derivation (Ableitung) eines Verbs zum Adjektiv kundig durch Präfigierung von er- und Suffigierung von -en

Synonyme:

[1] Erkundigungen einholen
[1] amtssprachlich, papierdeutsch: Erkundigungen einziehen

Sinnverwandte Wörter:

[1] anfragen, ausfragen, befragen, etwas in Erfahrung bringen, erfragen, fragen, sich informieren, sich kundig machen, nachfragen, sich sachkundig machen, sich umhören, sich umtun, sich wenden (an), wissen wollen
[1] besonders schweizerisch: sich orientieren
[1] bildungssprachlich: zurate ziehen, konsultieren
[1] umgangssprachlich: anklopfen, antippen, ausquetschen, interviewen, sich schlaumachen; besonders süddeutsch, österreichisch: herumhorchen
[1] salopp: jemandem ein Loch in den Bauch fragen/jemandem Löcher in den Bauch fragen

Oberbegriffe:

[1] nachforschen, nachgehen

Beispiele:

[1] Du sollst dich lieber über ihre Probleme erkundigen, wenn du ihr helfen willst.
[1] Er erkundigte sich nach ihr.
[1] Sie erkundigte sich nach seinem Befinden.
[1] „Doch! Leugnen Sie nicht! Wir haben uns erkundigt. Sie — haben —“[4]
[1] „Er beschloss, sich vorsichtig in der Strasse zu erkundigen, ob Elli wieder in ihre Familie zurueckgezogen sei.“[5]
[1] „Geh mal ins Kleine Lager und erkundige dich, was dort losgewesen ist.“[6]
[1] „Die Leiterin bat sie zu sich und vertraute ihr an, daß man sich soeben über sie erkundigt habe, was sie denke und wie sie sich verhalte.“[7]
[1] „Wieder fand sich ein Witzbold. Er erkundigte sich höflich: ‚Muß er auch Geige spielen können?‘“[8]
[1] „Der Erste erkundigt sich besorgt nach dem Gesundheitszustand.“[9]
[1] „Wir beschlossen, ins Hauptquartier der britischen Militärregierung zu gehen und uns zu erkundigen, wie wir diesen Anspruch geltend machen können.“[10]
[1] „Sie besorgte Medikamente, das war die offizielle Begründung für ihre Fahrten, und erkundigte sich beim Palästina-Amt, ob es schon einen Termin für Minnas Abreise gebe.“[11]
[1] „Nachdem die Genossen von der Kontrollkommission sich erkundigt hatten, bestätigten sie ihr, sogar ohne die sonst üblichen Überprüfungsgespräche, die Anerkennung als »Verfolgte des Naziregimes« und ihre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei seit 1933.“[12]
[1] „»Wie kommt es, daß du mit Thomas Mann zum Essen eingeladen warst?« erkundigte sich Marie.“[13]
[1] „Trotzdem kann ich es nicht lassen, mich nach den Preisen zu erkundigen.[14]
[1] „Am nächsten Tag erklärte sie dann, kaum aufgewacht, sie wolle auf die andere Seite, nach Ostbeirut, hinübergehen, um sich nach Freunden zu erkundigen, von denen sie schon lange nichts gehört habe.“[15]
[1] „Die Polizisten erkundigen sich halbherzig nach dem Zweck unseres Besuchs.“[16]
[1] „Sie erkundigt sich beiläufig nach seinen Essgewohnheiten.“[17]
[1] „Er erkundigte sich in dem Fremdenverkehrsbüro am Bahnhof nach einer preiswerten Unterkunft.“[18]
[1] „»[…] Haben sie dich wegen so einer Kleinigkeit extra nach Hause geschickt?«, erkundigte sie sich teilnahmsvoll.“[19]
[1] „Und schließlich erkundige ich mich nach einer anderen Schwester, in die ich im Alter von vierzehn Jahren verliebt war.“[20]
[1] „Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, sich danach zu erkundigen.[21]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] sich (bei jemandem) nach/seltener: über etwas (jemandes Befinden; Bedingungen; Einzelheiten; dem Weg), jemandem erkundigen
[1] sich amtlich, angelegentlich, ausführlich, beiläufig, besorgt, diskret, eingehend, genau, höflich, neugierig, rechtzeitig, teilnahmsvoll, teilnehmend, telefonisch, vorab, vorher, vorsichtig, vorsorglich erkundigen
[1] sich erkundigen, ob…, wann…, warum/weshalb/wieso…, was…, wer (wem/wen/wessen)…, wie…, wodurch…, womit

Wortbildungen:

Erkundigung, Erkundigen, erkundigend, erkundigt

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „erkundigen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „erkundigen
[1] The Free Dictionary „erkundigen
[1] Duden online „erkundigen
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „erkundigen“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „erkundigen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalerkundigen
[1] Goethe-Wörterbuch „erkundigen
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „erkundigen

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Richtiges und gutes Deutsch. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Band 9, Dudenverlag, Mannheim 2012 (auf der Buchausgabe von 2012 beruhende elektronische Version), Stichpunkt »Infinitiv und Infinitivgruppe, 6 Infinitiv im Aufforderungssatz«.
  2. Längere Wirkungsdauer sorgt für Verwirrung. In: Aar-Bote. 26. Juli 2006.
  3. Mitmachen und mitlachen. In: Kölnische Rundschau. 27. Juli 2017, Seite 39.
  4. Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 1934, Seite 406 (Zitiert nach Google Books).
  5. Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Roman aus Hitlerdeutschland. Editorial "El Libro Libre", Mexico 1942, Seite 120 (Zitiert nach Google Books).
  6. Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen. Roman. Ungekürzte Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961 (rororo Taschenbuch 416/417), Seite 258 (Erstausgabe 1958).
  7. Erik Neutsch: Spur der Steine. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, Seite 166.
  8. Hermann Kant: Die Aula. Roman. Rütten & Loening, Berlin 1965, Seite 209.
  9. Landolf Scherzer: Der Erste. Eine Reportage aus der DDR. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1989, Seite 11 (Zitiert nach Google Books; Erstveröffentlichung im Greifenverlag zu Rudolstadt 1988).
  10. Hans J. Massaquoi; mit einem Nachwort von Ralph Giordano: »Neger, Neger, Schornsteinfeger!« Meine Kindheit in Deutschland. Vollständige Taschenbuchausgabe, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur, ©1999 (Originaltitel: Destined to Witness, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann aus dem Amerikanischen), ISBN 978-3-426-61854-7, Seite 303 (Lizenzausgabe mit Genehmigung des Scherz Verlages, Bern/München/Wien).
  11. Mirjam Pressler: Malka Mai. Roman. Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 2001, ISBN 978-3-407-80879-0, Seite 259.
  12. Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben. 1. Auflage. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2004, ISBN 3-446-20531-4, Seite 122.
  13. Martin Suter: Lila, Lila. Roman. Diogenes, Zürich 2004, ISBN 978-3-257-06386-8, Seite 179.
  14. Ingrid Noll: Ladylike. Roman. Diogenes, Zürich 2006, ISBN 978-3-257-06509-1, Seite 248.
  15. Iman Humaidan-Junis: B wie Bleiben wie Beirut. Lenos Verlag, Basel 2007 (Originaltitel: باء مثل بيت مثل بيروت, übersetzt von Hartmut Fähndrich aus dem Arabischen), ISBN 978-3-85787-384-3, Seite 28.
  16. Ghania Mouffok: Die Frauen von Hassi Messaoud. Gerüchte über die algerische Ölstadt. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. 11. Juni 2010 (übersetzt von Barbara Schaden aus dem Französischen), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 21. Juli 2019).
  17. David Grossman: Eine Frau flieht vor einer Nachricht. Roman. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2011 (Originaltitel: אשה בורחת מבשורה, übersetzt von Anne Birkenhauer aus dem Hebräischen), ISBN 978-3-596-18430-9, Seite 317.
  18. Haruki Murakami: 1Q84. Buch 3. Roman. 1. Auflage. DuMont, Köln 2011 (Originaltitel: 1Q84, übersetzt von Ursula Gräfe aus dem Japanischen), ISBN 978-3-8321-9588-5, Seite 50.
  19. Bandi; mit einem Vorwort von Thomas Reichart und einem Nachwort von Do Hee-Yoon: Die Flucht. [12. Dezember 1989]. In: Denunziation. Erzählungen aus Nordkorea. 4. Auflage. Piper Verlag, München 2017 (Originaltitel: 고발, übersetzt von Ki-Hyang Lee aus dem Koreanischen), ISBN 978-3-492-05822-3, Seite 68.
  20. Niroz Malek: Erneuerung des Bildes der Trauer. In: Der Spaziergänger von Aleppo. Miniaturen. 2. Auflage. Weidle Verlag, Bonn 2017 (Originaltitel: تحت سماء الحرب, übersetzt von Larissa Bender aus dem Arabischen), ISBN 978-3-938803-83-7, Seite 73.
  21. Katharina Adler: Ida. Roman. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-498-00093-6, Seite 439–440.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 2: erkunden, verkündigen
Levenshtein-Abstand von 3: ankündigen