entwanzen

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entwanzen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich entwanze
du entwanzt
er, sie, es entwanzt
Präteritum ich entwanzte
Konjunktiv II ich entwanzte
Imperativ Singular entwanz!
entwanze!
Plural entwanzt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
entwanzt sein, haben
Alle weiteren Formen: Flexion:entwanzen

Worttrennung:

ent·wan·zen, Präteritum: ent·wanz·te, Partizip II: ent·wanzt

Aussprache:

IPA: [ɛntˈvant͡sn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild entwanzen (Info)
Reime: -ant͡sn̩

Bedeutungen:

[1] transitiv, Hilfsverb sein: von Wanzen befreien
[2] transitiv, Hilfsverb haben, umgangssprachlich, Jargon: Abhörgeräte (Abhörwanzen) beziehungsweise Abhörprogramme (Abhörsoftware) entfernen

Herkunft:

Ableitung (Privativum) eines Präfixverbs zum Substantiv Wanze mit dem Präfix (Ableitungsmorphem) ent-

Sinnverwandte Wörter:

[1] entlausen
[2] entsendern

Gegenwörter:

[1, 2] verwanzen

Beispiele:

[1] „Danach mußten wir stundenlang die dreckigen Matratzen entwanzen.[1]
[1] „Eines Tages beorderte mich der Arbeitseinteiler Voss, die Betten aus den Quartieren der Russenmädchen zu entwanzen.[2]
[1] „Wir wollten die Wohnung einer Sozialhilfeempfängerin entwanzen, aber »entwanzen« war hier kaum der passende Ausdruck, weil ich eine derart verwanzte Wohnung in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe.“[3]
[2] „Um gefährdete Räume zu entwanzen, bedienen sich die modernen Kammerjäger häufig eines Spezial-Abhörsuchgerätes (Preis: 680 Mark), das freilich nur eingeschaltete Kleinstsender aufspüren kann.“[4]
[2] „Außerdem sollten wir uns in allen Räumen in acht nehmen, es würde alles und jedes abgehört. Sie hätten gerade mal wieder ihre Räume entwanzt.[5]
[2] „Zunächst werden Leute geschickt, die die Wohnung observieren. Dann muss der so genannte heiße Raum geöffnet, verwanzt und wieder entwanzt werden.[6]
[2] „Abwehragenten halfen, das Ratsgebäude der EU in Brüssel zu entwanzen und wehrten Spähangriffe gegen österreichische Truppen in Bosnien und im Kosovo ab.“[7]
[2] „Unterwegs entwanzen wir unseren Wagen, so gut es geht. Ihr hattet vier Sender gefunden, Sybille und Frank?“[8]
[2] „Schon bisher wurden die Büros im UN-Hochhaus am East River allerdings immer wieder entwanzt.[9]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Betten, Matratzen entwanzen
[2] einen verdeckten Ermittler entwanzen; Appartements, Filialen, Geschäftsstellen, Wohnungen entwanzen; Büros, Geschäftszimmer, Räume entwanzen; Computer, Handys, Laptops, Notebooks, PCs, Tablets, Telefone entwanzen

Wortbildungen:

Konversionen: Entwanzen, entwanzend, entwanzt
Substantiv: Entwanzung

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 3. Band Einl–Geld, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04763-1, DNB 965408124, Seite 1057.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 502.
[1] Duden online „entwanzen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalentwanzen

Quellen:

  1. Eduard Breimann: Das fremde Land. Roman. 2. Auflage. Universal Flame/Books on Demand, Zöfingen und München/Norderstedt 2007, ISBN 978-3-9522981-3-8, Seite 182 (Zitiert nach Google Books).
  2. Michael Wieck; mit einem Vorwort von Siegfried Lenz: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein «Geltungsjude» berichtet. 2., durchgesehene Auflage. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59599-8, Seite 160 (Zitiert nach Google Books).
  3. Peter Anders: Was vom Tode übrig bleibt. Ein Tatortreiniger berichtet. Wilhelm Heyne Verlag in der Verlagsgruppe Random House, München 2011, ISBN 978-3-641-05694-0, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book, zitiert nach Google Books).
  4. „Idealer Tummelplatz für Industriespione“. In: Spiegel Online. Nummer 13/1972, 20. März 1972, ISSN 0038-7452, Seite 58 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  5. Inge Hinrichsen: Tante Tine erzählt. Die Geschichte einer Hamburger Familie. Books on Demand, Norderstedt 2000, ISBN 3-80811-136-9, Seite 261 (Zitiert nach Google Books).
  6. Sarah Stricker: Interview mit einer Wanze. In: taz.die tageszeitung. Nummer 8433, 19. November 2007, ISSN 0931-9085, Seite 13 (taz Print-Archiv, abgerufen am 17. Mai 2015).
  7. Abwehrchef des Bundesheeres geht überraschend in Pension. In: Kurier. 30. November 2008, Seite 14.
  8. Raimund Alsbach: Satans Schatten. 1. Auflage. Schweizerhaus Verlag, Erkrath 2009, ISBN 978-3-939475-37-8, Seite 414 (Zitiert nach Google Books).
  9. Stefan Ulrich: UN-Abhör-Affäre: „Jeder spioniert gegen jeden“. In: sueddeutsche.de. 19. Mai 2010, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 3. August 2013).