die Ruhe vor dem Sturm

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

die Ruhe vor dem Sturm (Deutsch)[Bearbeiten]

Redewendung[Bearbeiten]

Anmerkung:

In den Wörterbüchern wird diese Redewendung ausschließlich mit dem bestimmten Artikel »die« angegeben. Der Gebrauch ohne Artikel oder mit unbestimmten Artikel ist jedoch ebenso verbreitet: Siehe hierzu die Beispielsätze.

Nebenformen:

die Stille vor dem Sturm

Worttrennung:

die Ru·he vor dem Sturm

Aussprache:

IPA: [diː ˌʁuːə foːɐ̯ deːm ˈʃtʊʁm]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild die Ruhe vor dem Sturm (Info)

Bedeutungen:

[1] lautlose, gespannte Atmosphäre vor einem bevorstehenden (zumeist unangenehmen) Ereignis

Beispiele:

[1] „Michelangelo hat den Moment der letzten Zögerung, der Ruhe vor dem Sturm, zur Darstellung gewählt; im nächsten wird Moses aufspringen – der linke Fuß ist schon vom Boden abgehoben – die Tafeln zu Boden schmettern und seinen Grimm über die Abtrünnigen entladen.“[1]
[1] „Erst nach der Auszählung werde man wissen, ob die Ruhe nicht nur eine Ruhe vor dem Sturm gewesen sei.“[2]
[1] „Es ist aber nur die vielzitierte Ruhe vor dem Sturm, denn mit dem nahenden Festspielbeginn und den Ferien in den wichtigen Nachbarländern wird sich die Verkehrslawine spätestens dann einstellen, wenn die Urlauberkolonnen voll angerollt sind.“[3]
[1] „Als ‚Ruhe vor dem Sturm‘ beschrieben Palästinenser die herrschende Stimmung, die der innerisraelische Kompromiss geschaffen hat.“[4]
[1] „Nachdem in der Vergangenheit ein teils rüder Ton die Debatten bestimmt hatte, überschlugen sich die Redner diesmal vor Höflichkeit - obgleich es sich nur um die Ruhe vor dem Sturm handelte.“[5]
[1] „Einige sprechen bedeutungsvoll von einer ‚Ruhe vor dem Sturm‘ und warnen gleichzeitig vor einem ‚heißen Herbst‘.“[6]
[1] „Im Büro der Volksfestwache herrscht gespannte ‚Ruhe vor dem Sturm‘.“[7]
[1] „Die Häuser warfen schon lange Schatten auf die Fahrbahn der Kilburn High Road, als wir ankamen, es umwehte uns eine befremdliche Ruhe und wir dachten, das müsse wohl die berühmte Ruhe vor dem Sturm sein und jetzt könne die Party aber langsam steigen.“[8]
[1] „Das aber war die Ruhe vor dem Sturm.[9]
[1] „In Aleppo herrscht Ruhe vor dem Sturm, vor der Entscheidungsschlacht.“[10]
[1] „Trotz einer buchstäblichen Ruhe vor dem Sturm füllte sich nach und nach die Halle, und ein Jugendlicher nach dem anderen kam, angelockt von der Musik wie die Motten vom Licht.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] die gespenstische, sprichwörtliche, trügerische Ruhe vor dem Sturm

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 7. Band Pekt–Schi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04803-4, DNB 965409015, Stichwort »Ruhe«, Seite 3244.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, Stichwort »Die Ruhe (auch: Stille) vor dem Sturm«, Seite 651.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04114-5, Stichwort »Die Ruhe/Stille vor dem Sturm«, Seite 619.
[1] Duden online „Ruhe
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Ruhe
[1] The Free Dictionary „Ruhe
[1] Redensarten-Index „die Ruhe vor dem Sturm

Quellen:

  1. Sigmund Freud: Der Moses des Michelangelo. [1914]. In: Alexander Mitscherlich, Angela Richards, James Strachey (Herausgeber): Sigmund Freud. Studienausgabe. Limitierte Sonderausgabe. Band X: Bildende Kunst und Literatur, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-50360-4, Seite 201.
  2. Astrid Frefel: Skepsis und Hoffnung. In: Zürcher Tagesanzeiger. Nummer 26, 30. Juni 1997, Seite 3.
  3. Schlechtwetter dämpft „Blechlawine“ (noch). In: Vorarlberger Nachrichten. 5. Juli 1997, Seite A6.
  4. Statt Siedler Studenten. In: Zürcher Tagesanzeiger. Nummer 38, 20. September 1997, Seite 3.
  5. Nach Machtwort des Ortsvorstehers Schmusekurs im Beirat. In: Frankfurter Rundschau. 54. Jahrgang, 2. April 1998, ISSN 0940-6980, Seite 16.
  6. Stephan Israel: Montenegro setzt sich von Serbien ab und trifft. In: Frankfurter Rundschau. 55. Jahrgang, 3. September 1999, ISSN 0940-6980, Seite 3.
  7. Auf Streife mit den Polizeibeamten der Volksfestwache: „Wir sorgen für Ruhe“. In: Nürnberger Zeitung. 24. April 2001, Seite 14.
  8. Matthias Wühle, Sixtus P. Faber; illustriert von Jana Sperling: London. Kein Fall für Wachsfiguren oder Wie zwei Berliner zwischen Multikultur und Manchesterkapitalismus bestanden. 1. Auflage. Amicus, Föritz 2005, ISBN 978-3-935660-69-3, Seite 109.
  9. Herbert Donner: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. Teil 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen. Mit einem Ausblick auf die Geschichte des Judentums bis Kochba. Mit Zeittafeln. 4., unveränderte Auflage. Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-51680-5, Seite 334 (Zitiert nach Google Books).
  10. In Aleppo steht offenbar die entscheidende Schlacht um Syrien an. In: Nürnberger Zeitung. 28. Juli 2012, Seite 4.
  11. S. Miara: Top Acts am Madness Nation. In: St. Galler Tagblatt. Nummer 247, 22. Oktober 2012, Seite 44.