den Faden verlieren

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den Faden verlieren (Deutsch)[Bearbeiten]

Redewendung[Bearbeiten]

Worttrennung:

den Fa·den ver·lie·ren

Aussprache:

IPA: [deːn ˈfaːdn̩ fɛɐ̯ˈliːʁən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild den Faden verlieren (Info)

Bedeutungen:

[1] beim Sprechen vergessen, was man sagen wollte; den gedanklichen Zusammenhang verlieren

Herkunft:

In der ursprünglichen Bedeutung aus dem Bereich der Handarbeiten: den Faden aus der Hand rutschen lassen, sodass der Fortgang der Arbeit gestört ist. Andere Erklärung: von Ariadnefaden, der den Weg durch ein Labyrinth markiert. Verliert man ihn, verliert man auch die Orientierung.[Quellen fehlen]

Synonyme:

[1] den Faden aus der Hand gleiten lassen, den Faden verlassen

Sinnverwandte Redewendungen:

[1] vom Hundertsten ins Tausendste kommen

Gegenwörter:

[1] den Faden wiederfinden, den Faden wieder aufnehmen

Beispiele:

[1] „ich glaubte einige gelassene augenblicke zu haben, darum liesz ich sie rufen, sie sind nun da, und ich habe meinen faden verloren.“[1]
[1] Leute, die in der Jugend an Höfen und in großen Städten keine unbeträchtliche Rolle gespielt, die vielmehr dort geglänzt, nachher aber sich zurückgezogen, sich einer einfachern Lebensart gewidmet haben, vergessen gar zu leicht, daß, um hier immer ein Modegesicht zu bleiben, man nie den Faden der herrschenden Konversation aus der Hand verlieren, nie versäumen darf, auch in den kleinsten Fortschritten, der Kultur - wenn man das Kultur nennen muß - nachzufolgen.[2]
[1] Manchmal verlor er den Faden seines Dramas, und wurde von dem bloßen Beben seiner Stimme durch eine Reihe von Affekten ohne Vorstellungsinhalt willenlos mitgerissen – sinnlose Worte vor sich hinsprechend, die ihn berauschten.[3]
[1] ABENDWIND (fortfahrend) Dieser weiße Bär nämlich, der als Sohn der Sonn' mir Glück bringt und gewissermaßen mein Uraundl is - so will ich auch (wieder den Faden der Rede verlierend) Teuxel, jetzt weiß ich nicht, was ich will - (fortfahrend) da er gewissermaßen mein Uraundl is - [4]
[1] Als neulich am Sonntag der Herr Pastor / Eine peinliche Pause machte, / Weil er den Faden der Rede verlor, / Da duckt' sich der Küster und lachte.[5]
[1] Ich habe der vielen Beispiele halber, die sich hier meinem Gedächtnisse aufdrängen, den Faden des Perioden verlohren, und reiße ihn lieber ganz ab, um von neuem anzuheben.[6]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] völlig den Faden verlieren, vollkommen den Faden verlieren

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Faden
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Faden
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalden+Faden+verlieren
[1] Goethe-Wörterbuch „Faden

Quellen:

  1. Goethe, zitiert nach: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Faden
  2. Adolph Freiherr von Knigge, Über den Umgang mit Menschen, zitiert nach Projekt Gutenberg
  3. Hugo von Hofmannsthal, Age of Innocence, zitiert nach Projekt Gutenberg
  4. Johann Nepomuk Nestroy, Häuptling Abendwind oder Das greuliche Festmahl, zitiert nach Projekt Gutenberg
  5. Wilhelm Busch, Befriedigt, zitiert nach Projekt Gutenberg
  6. August Klingemann, Nachtwachen von Bonaventura, zitiert nach Projekt Gutenberg