abhorchen

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abhorchen (Deutsch)[Bearbeiten]

Verb[Bearbeiten]

Person Wortform
Präsens ich horche ab
du horchst ab
er, sie, es horcht ab
Präteritum ich horchte ab
Konjunktiv II ich horchte ab
Imperativ Singular horch ab!
horche ab!
Plural horcht ab!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
abgehorcht haben
Alle weiteren Formen: Flexion:abhorchen
[1] Stationen der Radioastronomie dienen dazu, das Weltall abzuhorchen.
[2] Mit einem Stethoskop horcht man die Lunge ab.
[3] Eine Station der NSA in Bad Aibling horcht über Satelliten laufende Telefongespräche ab.

Worttrennung:

ab·hor·chen, Präteritum: horch·te ab, Partizip II: ab·ge·horcht

Aussprache:

IPA: [ˈapˌhɔʁçn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild abhorchen (Info)

Bedeutungen:

[1] transitiv: mit dem Gehör (oder speziellen Instrumenten) auf Geräusche prüfen
[2] transitiv; Medizin: bestimmte Organe durch Überprüfen derer Körpergeräusche (mittels eines speziellen Instruments) untersuchen
[3] transitiv; selten: zwecks Observation, Überwachung heimlich mit anhören
[4] transitiv; besonders Rundfunk: etwas achtsam, bewusst (bis zum Ende) anhören
[5] transitiv: von jemandem etwas durch aufmerksames Hören, Hin- und/oder Zuhören, Lauschen erfahren, feststellen, herausfinden

Herkunft:

Ableitung eines Partikelverbs zum Verb horchen mit dem Präverb (Verbpartikel, Verbzusatz) ab

Synonyme:

[2] fachsprachlich: auskultieren
[2, 3, 5] abhören

Oberbegriffe:

[1–5] horchen

Beispiele:

[1] „Er horchte wieder den Himmel ab und murmelte: »Jetzt wäre es genug, jetzt könnten sie endlich Ruhe geben. […]«“[1]
[1] „Sie horchen das All nach Funkbotschaften ab die möglicherweise von intelligenten Weltraum-Bewohnern ausgesandt werden […].“[2]
[1] „Eines Tages waren wir immer wieder ausgestiegen, um die Reifen abzuhorchen oder herauszukriegen, warum es in unserem alten blauen Wagen ständig erneut leise pfiff.“[3]
[1] „Der stieg in den Stockwerken herum, horchte die Rohre ab und faßte an die Pumpen, ob sie auch warm waren.“[4]
[1] „Zum Beispiel das Ultraschallmeßgerät, mit dem der Spezialist von Renault anreist, wenn eine Werkstatt an einem Fiepen im Fußraum verzweifelt. Ein Sender wird ins Auto gelegt, und der Spezialist horcht mit Sonde und Hörgerät die Karosserie von außen ab.[5]
[2] „Er klopfte und horchte den Krüger ab, meinte wohlwollend, fachmännisch überlegen, er könne nichts am Herzen finden.“[6]
[2] „Er brachte den Jungen selbst zu Bett und horchte ihn ab.[7]
[2] bildlich: „Aber auch die gewichtigen Leitartikler der ‚Times‘ und des ‚Daily Telegraph‘, die halboffiziösen Kommentatoren von ‚Le Monde‘ und ‚L’Aube‘ und die Außenpolitiker der ‚New York Herald Tribune‘ und der ‚New York Timeshorchen den unentwickelten westdeutschen Staatskörper besorgt auf gefährliche Geräusche ab.[8]
[2] „Da wurde der teuerste Arzt weit und breit gerufen, damit er sie schnell wieder gesund und vergnügt macht, aber der Arzt hat sie von oben bis unten abgehorcht und abgeklopft, dann hat er ratlos gesagt: ‚Es tut mir entsetzlich leid, Herr König, ich kann nichts finden. […]‘“[9]
[2] „Ich horchte ihn ab und stellte eine schwere Lungenentzündung fest.“[10]
[2] „Sie horchte ihn ab, untersuchte seine bedenklichen, aber ohne Umstände zugänglichen Körperteile mit scheuer Hand, erklärte ihm seine Werte und notierte von allem, was er über sein Befinden äußerte, nur das medizinisch Erhebliche.“[11]
[3] „Die tüchtigen Amerikaner horchten bei einem verdächtigen Untermieter gleich die ganze Nachbarschaft ab.[12]
[3] „Die Russen horchen mit ihren Spionagesatelliten und ihrer großen Abhörstation in Lourdes auf Kuba die militärische Kommunikation in den USA und innerhalb der Nato ab.[13]
[3] „Zudem könne der BND ‚durch die Hintertür auch das deutsche Redaktionsgeheimnis aushöhlen, wenn zum Beispiel bei internationalen Großrecherchen wie den »Panama Papers« nicht die deutschen Redaktionen, sondern ihre ausländischen Partnermedien abgehorcht werden‘.“[14]
[4] „In Wahrheit hatte er mit gespitztem Bleistift dagesessen, um abzuhorchen, was das Ausland, Frankreich und England, über die Schlagkraft der Reichswehr dachte, ob es über die sturmreif geschossene Tschechei zum Krieg kommen würde und ob man von Konflikten zwischen Heer und Partei in den Äther hineinfabelte.“[15]
[4] „Nun aber horchen Interpreten und Wissenschaftler den Liszt-Nachlaß wieder mit Neugier ab.[16]
[5] „Er hielt die Augen geschlossen mit dicken Brauenwülsten und horchte wie ein Blinder den Fahrtgeräuschen die Entfernung zur nächsten Haltestelle ab.[17]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] das All abhorchen; den Boden, Himmel abhorchen; Reifen, Rohre abhorchen
[2] einen Kranken abhorchen; das Herz abhorchen; die Atemwege, Luftwege, Lunge abhorchen
[3] ein Gespräch, Telefongespräch abhorchen
[5] jemandem ein Geheimnis abhorchen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1–5] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „abhorchen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „abhorchen
[2, 3] The Free Dictionary „abhorchen
[1–3] Duden online „abhorchen
[2, 3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „abhorchen“ auf wissen.de
[2] PONS – Deutsche Rechtschreibung „abhorchen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalabhorchen
[1–3, 5] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »abhorchen«.
[1–3] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »abhorchen«, Seite 92.

Quellen:

  1. Gerd Gaiser: Die sterbende Jagd. Roman. Carl Hanser Verlag, München 1953, Seite 137 (Zitiert nach Google Books).
  2. Keime aus dem Kosmos. In: DER SPIEGEL. Nummer 23, 31. Mai 1961, ISSN 0038-7452, Seite 78 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  3. Bernhard Grzimek: Kein Platz für wilde Tiere. Liebe zu Tieren und Menschen im Kongo. Verlag Hans Richarz, Sankt Augustin 1979 (Reihe Leichter lesen, Bücher in Großdruck ; Band 98), ISBN 3-88345-036-7, Seite 173 (Zitiert nach Google Books; Ungekürzte Lizenzausgabe; Erstausgabe im Verlag Kindler und Schiermeyer 1954).
  4. Manfred Dworschak: Liebling, ich habe die Firma geschrumpft! In: DIE ZEIT. Nummer 51, 13. Dezember 1996, ISSN 0044-2070, Seite 74 (mit abweichendem Titel, DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  5. Burkhard Strassmann: Leises Knispeln hinten links. In: DIE ZEIT. Nummer 30, 16. Juli 1998, ISSN 0044-2070, Seite 33 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  6. Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Erster Band, Querido Verlag, Amsterdam 1934, Seite 370 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe bei Gustav Kiepenheuer, Berlin 1930).
  7. Anna Seghers: Transit. Roman. Curt Weller & Co. Verlag, Konstanz 1948, Seite 118 (Zitiert nach Google Books).
  8. Regenmacher am Werk. In: DER SPIEGEL. Nummer 5, 2. Februar 1950, ISSN 0038-7452, Seite 13 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  9. Jurek Becker: Jakob der Lügner. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1969, Seite 163.
  10. Maria Gräfin von Maltzan: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. Erinnerungen. 13. Auflage. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 978-3-548-24536-2, Seite 190 (Erstausgabe 1986).
  11. Adolf Muschg: Sutters Glück. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 3442), ISBN 3-518-39942-X, Seite 58.
  12. Anruf genügt. In: DER SPIEGEL. Nummer 43, 23. Oktober 1963, ISSN 0038-7452, Seite 27 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  13. Die verborgenen Seiten des Kosovo-Krieges. In: Die Presse. 21. April 1999, ISSN 1563-5449, Seite 3, DNB 947702091.
  14. Patrick Beuth: BND-Gesetz könnte in Karlsruhe kippen. In: Spiegel Online. 3. Dezember 2019, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 17. März 2020).
  15. Arnold Zweig: Das Beil von Wandsbek. Roman 1938–1943. Neuer Verlag, Stockholm ©1947 (Originaltitel: הגרזן של ונדסבק) (hebräische Originalausgabe 1943).
  16. „Orakel einer aufgewühlten Zukunft“. In: DER SPIEGEL. Nummer 11, 12. März 1973, ISSN 0038-7452, Seite 126 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. März 2020).
  17. Uwe Johnson: Zwei Ansichten. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1965, ISBN 3-518-38683-2, Seite 54 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: nachbohre