Wiktionary:Niederdeutsch/Lautschrift

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Die Lautschrift für die niederdeutsche folgt dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA). Achtung: Diese Seite behandelt derzeit nur die Aussprache des ostfriesischen Dialekts, es sind noch die Standardaussprache und die anderen Dialekte zu ergänzen.

Das Phoneminventar der niederdeutschen Sprache Ostfrieslands ist nicht generell zu beschreiben, da insbesondere die Realisierung der Vokale in den verschiedenen Ortsdialekten erheblich voneinander abweichen kann. Die folgende Beschreibung mag als Beispiel dienen, das nicht absolut, aber in weiten Teilen Gültigkeit hat.[1]

Monophthonge[Bearbeiten]

Neben den unten aufgeführten Vokalen existiert noch der Langvokal [], der allerdings nur im Diphthong [oːɪ] vorkommt. Der Konsonant /r/ wird im Silbenauslaut häufig zu [ɐ].

Kurzvokale:[Bearbeiten]

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/ɪ/ [ɪ] ik (ich)
/ɛ/ [ɛ] helpen (helfen)
/ɛ/ [æ] recht (richtig)
/a/ [a] Gatt (Loch)
/ʏ/ [ʏ] Süster (Schwester)
/ø/ [œ] för (für)
/ər/ [ə] Acker (Feld) Im Gegensatz zum Standarddeutschen wird die Nebensilbe -er nicht als [ɐ], sondern als [ə] realisiert.
/ʊ/ [ʊ] vull (voll)
/a/ [ɔ] Salt (Salz)

Langvokale:[Bearbeiten]

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/iː/ [] riek (reich)
/eː/ [], [eˑə] Peeren (Birnen)
/iːr/ [æːr] Deer (Tier)
/aː/ [] Tahn (Zahn)
/yː/ [] Füür (Feuer)
/uː/ [] ut (aus)
/a/ [ɔː] maken (machen)

Diphthonge und Triphthonge[Bearbeiten]

Das Niederdeutsch Ostfrieslands ist reich an Diphthongen und weist in vielen Ortsdialekten auch Triphthonge auf.

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/ei/ [ɛɪ] see (sagte)
/eäi/ [ɛæɪ] neei (neu)
/öəi/ [œəɪ] mööi (müde)
/äi/ [æɪ] neet (nicht)
/ai/ [] teihn (zehn)
/aai/ [aːɪ] Ei (Ei)
/ui/ [] luntjen (anzünden)
/ooi/ [oːɪ] nooit (nie)
/öu/ [œʊ] Droom (Traum)
/au/ [] School (Schule) "School" in der Krummhörn realisiert als [ʃgaʊl], im Rheiderland z. B. als [ʃgeaʊl].
/aau/ [aːʊ] haun (schlagen)
/ou/ [] Boom (Baum)
/iə/ [] dicht (geschlossen)
/üə/ [] Sünn (Sonne)
/öə/ [œə] Bröör (Bruder)
/uə/ [] Tung (Zunge)
/åə/ [ɔə] koll (kalt)
/eä/ [ɛæ] seggen (sagen)
/äü/ [æy] föhlt (fühlt)

Stimmhafte Plosive werden im Auslaut in der Regel verhärtet. Beim Wegfall eines Vokals im Auslaut kann die Stimmhaftigkeit des Konsonanten allerdings beibehalten werden, zum Beispiel: De dode Mann. / De dood Mann.

Plosive:[Bearbeiten]

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/p/ [p] Pogg (Frosch)
/t/ [t] Tiek (Käfer)
/k/ [k] Kööken (Küche)
/b/ [b] Been (Bein)
/d/ [d] Diek (Deich)
/g/ [ɡ] geel (gelb)

Frikative:[Bearbeiten]

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/f/ [f] Vögel (Vogel)
/w/ [v] Water (Wasser)
/s/ [s] was (war)
/z/ [z] Sess (sechs)
/ch/ [ç] Tüüg (Zeug) Der "Ich-Laut" erscheint in der Regel nach kurzem [i] und langem []
/ch/ [x] hoog (hoch) Der "Ach-Laut" erscheint auch an anderen Positionen als im Standarddeutschen, z. B. nach [ʏ] in Lücht (dt. Licht).
/sch/ [ʃ] Schoh (Schuhe)
/h/ [h] heten (heißen)


Sonstige Konsonanten:[Bearbeiten]

Phonem Laut Beispiel Bemerkung
/tj/ [], [t͡ɕ], [t͡ʃ] Kluntje (Kandiszucker)
/ts/ [t͡s] zümtig (siebzig) Seltene Affrikate, vor allem in Lehnwörtern zu finden.
/j/ [j] Jier (Jauche)
/m/ [m] Mann (Mann)
/n/ [n] nargens (nirgendwo)
/ng, nk/ [ŋ] Ring (Ring)
/l/ [l] laten (lassen)
/r/ [r, R] Rook (Rauch) Das gerollte oder einfache Zungenspitzen-r [r] ist die traditionelle Realisation, die in der jüngeren Generation langsam durch das gerollte Gaumenzäpfchen-r [R] ersetzt wird. Den im Standarddeutschen meist verwendeten Reibelaut [ʁ] findet man dagegen kaum.
Im Auslaut wird /r/ meist vokalisiert, siehe oben, Vokale (Bsp. Brör: [brœə]).

Wie bei anderen Regional- und Minderheitensprachen ist auch beim Ostfriesischen Platt zu beobachten, dass sich das Phoneminventar langsam der dominierenden Standardsprache angleicht.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. In Anlehnung an die Untersuchung Niederdeutsch in Ostfriesland. Zwischen Sprachkontakt, Sprachveränderung und Sprachwechsel (Stuttgart 2004) von Gertrud Reershemius, in der die Ortsmundart von Campen in der Krummhörn im Mittelpunkt steht.