Synkretismus

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Synkretismus (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Synkretismus die Synkretismen
Genitiv des Synkretismus der Synkretismen
Dativ dem Synkretismus den Synkretismen
Akkusativ den Synkretismus die Synkretismen

Worttrennung:

Syn·kre·tis·mus, Plural: Syn·kre·tis·men

Aussprache:

IPA: [zʏnkʁeˈtɪsmʊs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Synkretismus (Info)
Reime: -ɪsmʊs

Bedeutungen:

[1] die Vermischung zweier oder mehrerer Lehren
[2] Linguistik: Zusammenfall von Flexionsmorphemen innerhalb eines Paradigmas (innerparadigmatischer Synkretismus) oder über Paradigmen hinweg (transparadigmatischer Synkretismus)
[3] Philosophie: die unkritische Übernahme und Verschmelzung verschiedenartiger philosophischer Ansätze in einen eher zufälligen Zusammenhang, der innere Einheit und Widerspruchslosigkeit vermissen lässt
[4] Theologie, abwertend: eklektizistische Mischung religiöser Grundsätze und Lehren unterschiedlicher Herkunft

Herkunft:

spätgriechisch συγκρητισμός (synkrētismos→ grc, abstrakt: „Vereinigung mehrerer Streitender“, konkret/wörtlich: „Vereinigung mehrerer streitender Kreter (gegen einen Dritten)“.[1] Das Wort Synkretismus wird nach Plutarch → WP (De fraterno amore, 19) ursprünglich für den Zusammenschluss uneiniger Kreter (Bewohner der Insel Kreta) gegen einen gemeinsamen äußeren Feind gebraucht und erhält vor allem im Humanismus die Bedeutung der Vermengung von Religionen.[2]

Sinnverwandte Wörter:

[*] Eklektizismus

Beispiele:

[1] „Das Ganze ist von einem wunderlichen mythologischen Synkretismus heimgesucht.“[3]
[2] Synkretismen kommen besonders häufig in der indogermanischen Sprachfamilie vor.
[2] „Der Synkretismus führte dazu, daß heute nicht mehr alle Kasus scharf voneinander geschieden werden.“[4]
[2] „Überraschenderweise wird beim suffigierten bestimmten Artikel der Synkretismus der Substantivflexion im Nominativ/Akkusativ Plural durch die beiden Flexive {-nir} beziehungsweise {-nar} aufgehoben.“[5]
[3] „Diejenigen Philosophen des 16. Jahrhunderts, die zwischen Platon und Aristoteles vermitteln wollten, wurden des Synkretismus bezichtigt.“[6]
[4] Der Synkretismus der New-Age-Bewegung wird häufig von den christlichen Kirchen thematisiert.
[4] „Über den antiken Synkretismus hinaus ist Vermischung von Religionen oder Göttern ein in der Religionsgeschichte häufiges Phänomen, das notwendig dort auftritt, wo… Religionen zusammentreffen“[7]
[4] „Eine vierte, gegenwärtig in der Forschung viel diskutierte Ursache für die Ausbreitung des Islam ist die Etablierung eines Synkretismus, in dem sich islamische und andersgläubige Versatzstücke miteinander verbanden.“[8]

Wortbildungen:

[1, 3–4] Synkretist, synkretistisch
[2] synkretisch

Übersetzungen[Bearbeiten]

[2–4] Wikipedia-Artikel „Synkretismus
[1–4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Synkretismus
[3, 4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Synkretismus
[4] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalSynkretismus

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski (Herausgeber): Brockhaus-Enzyklopädie. Neunzehnte, völlig neu bearbeitete Auflage. Band 28: Deutsches Wörterbuch III, REH–ZZ, F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 1995, ISBN 3-7653-1128-6, DNB 944245625, Das große Fremdwörterbuch, Seite 1303, Eintrag „Synkretismus“.
  2. Josef Höfer, Karl Rahner (Herausgeber): Lexikon für Theologie und Kirche. In 14 Bänden. 2. Auflage. Herder, Freiburg 1986-1968, ISBN 3-451-20756-7, Band 9, Seite 1233, Artikel „Synkretismus“.
  3. Jan Philipp Reemtsma, in Zusammenarbeit mit Fanny Esterházy: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80070-2, Seite 67.
  4. Karl-Ernst Sommerfeldt (Herausgeber): Entwicklungstendenzen in der deutschen Gegenwartssprache. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, Seite 194. ISBN 3-323-00169-9.
  5. Kurt Braunmüller: Die skandinavischen Sprachen im Überblick. Francke, Tübingen 1991, ISBN 3-7720-1694-4. Zitat Seite 232. Abkürzungen aufgelöst.
  6. Georgi Schischkoff (Herausgeber): Philosophisches Wörterbuch / begr. von Heinrich Schmidt. Kröners Taschenausgabe, Bd. 13. 21., von Georgi Schischkoff neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1982, ISBN 3-520-01321-5, Seite 681, Eintrag „Synkretismus“.
  7. Josef Höfer, Karl Rahner (Herausgeber): Lexikon für Theologie und Kirche. In 14 Bänden. 2. Auflage. Herder, Freiburg 1986-1968, ISBN 3-451-20756-7, Band 9, Seite 1233, Artikel „Synkretismus“.
  8. Katja Mielke/Conrad Schetter: Pakistan: Land der Extreme. 1. Auflage. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65295-0, Seite 48.