Katzoff

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Katzoff (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, m[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ der Katzoff die Katzoffs
Genitiv des Katzoffs der Katzoffs
Dativ dem Katzoff den Katzoffs
Akkusativ den Katzoff die Katzoffs

Alternative Schreibweisen:

Kazzof

Nebenformen:

Chatzuff, Katzeff, Katzew, Katzopf, Katzuff, Kazowe, Kazzow, Ketzoff

Worttrennung:

Kat·zoff, Plural: Kat·zoffs

Aussprache:

IPA: [ˈkat͡sɔf]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Katzoff (Info)

Bedeutungen:

[1] jüdisch familiär, sonst vor allem rheinfränkisch: jemand, der das Schächten ausübt; jüdischer Fleischer
[2] landschaftlich, mundartlich mitunter scherzhaft oder abwertend: jemand, der Schlachtvieh tötet, zerlegt, weiterverarbeitet und die daraus entstandenen Fleisch- und Wurstwaren zum Verkauf anbietet
[3] hessisch regional (Hanau) veraltend: jemand, der Handel mit Vieh betreibt
[4] mittelfränkisch: männliche Person, die auf hinterhältige Weise schlau ist, die nicht vertrauenswürdig wirkt
[5] soldatensprachlich, umgangssprachlich veraltend: Stichwaffe mit spitzer, zweischneidiger Klinge

Herkunft:

Das seit dem 18. Jahrhundert[1] (etwa um 1700)[2] bezeugte Wort geht über rotwelsche Formen wie Kazuf (1791), Katzef (1814), Katzof (1822), Kazof (1840), Kazow (1862), Katzhof (1862), Katzoff (1885), Katzuf (1907), Katzow (1922) mFleischer[3] auf westjiddisches קצבֿ → yi mFleischer, Metzger, Schlachter‘ zurück,[1] das katzof[4] / kazow[5][2] sowie kazef[5] / katzew[6][7] / kazĕw[8] gelesen wurde. Diesem liegt seinerseits das mittelhebräische קַצָּב‎ (CHA: qaṣṣāḇ) → he m ‚(jüdischer) Fleischer, Fleischhauer, Schächter[9][1][7] (vergleiche biblisch-hebräisches קָצַב‎ (CHA: qāṣaḇ) → he m[10]) zugrunde,[11] einem Nomen opificis zum Konjugationsmuster Pi‘el קִצַּב‎ (CHA: qiṣṣēḇ) → he [12] der bereits biblisch belegten Verbwurzel קצב‎ ‚abschneiden[10] (siehe 2. Buch der Könige 6,6 BHS, Hoheslied 4,2 BHS)[13].[4][14]
Die fünfte Bedeutung ist seit 1965 soldatensprachlich für den Jargon der Bundeswehr bezeugt und rekurriert auf das Fleischermesser.[2]

Synonyme:

[1] Schächter
[1] jüdisch familiär, sonst noch vereinzelt landschaftlich: Schauchet / Schochet
[2] Nord- und Mitteldeutschland, Österreich: Fleischer
[2] Ostösterreich: Fleischhacker
[2] Österreich: Fleischhauer
[2] Westmittel- und Süddeutschland, Österreich, Schweiz: Metzger
[2] rheinisch: Metzler
[2] rheinfränkisch (Frankfurt am Main): Schochet
[2] Nord- und Westmitteldeutschland: Schlachter / Schlächter
[3] Viehhändler
[5] Dolch

Oberbegriffe:

[1, 2] Fleischwarenhersteller, Lebensmittelverarbeiter
[3] Handeltreibender, Händler
[4] Mann
[5] Stichwaffe

Beispiele:

[1] „Weil deutsche Metzger andere Formen des Schlachtens vorzogen, hat sich im 17. Jahrhundert das Verb schächten verbreitet, um das Verfahren zu bezeichnen, durch das der jüdische Metzger, der Katzoff, koscheres Fleisch herstellt.“[15]
[2] „‚Ich bin ein Katzoff im Rentenalter, wennse wissen, wat das is. Mein Laden hat gezz mein Sohn und ich würde gern ein bissken Kaatenspieln in meine viele Freizeit, die ich gezz hab.‘ Türlich weiss ich, dat ein Katzoff ein Metzger is.“[16]
[2] „Er war ursprünglich kein gelernter Bergmann; vor meiner Geburt arbeitete er als Katzoff in einer mittelgroßen Metzgerei. […] Als ich geboren wurde, reichte das kleine Geld eines Katzoffs für die junge Familie nicht mehr; Vater ging auf Zeche.“[17]
[3]
[4]
[5] „–Warum heißt das Ding denn ‚Katzoff‘? fragte Hartmut, als er mir das Messer hinüberreichte. Der Katzoff war ein großes langes gezacktes und spitz auslaufendes Messer, dessen Griffstahl fest in einen dicken Holzgriff hineinragte.“[18]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] als Katzoff arbeiten

Wortbildungen:

[1, 2] Verb: katzoffen

Übersetzungen[Bearbeiten]

[2] Duden online „Katzoff
[2, 4] Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „Katzuff“. (Band 4, 1938, Spalte 306)
[3] Hans Urff: Mundart und Schriftsprache im Hanauischen. [sine editio], Hanau 1946, Seite 44.
[2, 3] Hans Peter Althaus: Jüdisch-hessische Sprachbeziehungen. In: Zeitschrift für Mundartforschung. 30. Jahrgang, Heft 2, Dezember 1963, Stichwort »Kazzof«, ISSN 0932-3988, Seite 130 (JSTOR 40500084).
[2] Walter Mitzka: Schlesisches Wörterbuch. Band Ⅱ[:] I–R, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1964–1965, Stichwort »Katzoff«, Seite 634.
[2] Walter Mitzka: Schlesisches Wörterbuch. Band Ⅲ[:] S–Z, Siglenverzeichnis und Ortsliste, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1965, Seite 1194 (Karte „Schlächter“) (Google Books).
[1, 2] Friedrich Maurer (Begründer), nach den Vorarbeiten von Friedrich Maurer, Friedrich Stroh und Rudolf Mulch bearbeitet von Rudlof Mulch und Roland Mulch; Hessische Historische Kommission, Darmstadt (Herausgeber): Südhessisches Wörterbuch. Band Ⅲ: H—ksch, N. G. Elwert Verlag, Marburg 1973–1977, ISBN 3-7708-0388-4 (Gesamtwerk), DNB 770343333 (Digitalisat des LAGIS), Stichwort »Katzoff, Katzuff«, Spalte 1208.
[2] Begründet und angelegt von Anneliese Bretschneider unter Einschluss der Sammlungen von Hermann Teuchert; fortgesetzt von Gerhard Ising; bearbeitet unter der Leitung von Joachim Wiese: Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. Band 2: F–K, Akademie-Verlag, Berlin 1978–1985, Stichwort »Katzoff«, Spalte 910–911.
[2] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Katzuff, Katzoff“. (Band 4, 1981–1986, Spalte 133)
[2, 5] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 4. Band Haut–Kost, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570140-6, DNB 831065346, Stichwort »Katzoff«, Seite 1451.
[2] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Katzoff, Katzuff«.
[1–4] Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 (Lexicographica: Series Maior ; 102, ISSN 0175-9264), ISBN 978-3-484-39102-4, DNB 959920579, Stichwort »Katzoff«, Seite 107–108.
[2] Gunther Schunk et al.: Wörterbuch von Mittelfranken. Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken. 2., durchgesehene Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1865-6, Stichwort »Katzoff«, Seite 100 (Google Books; Erstauflage 2000).
[2] Begründet von Karl Bischoff; weitergeführt und herausgegeben von Gerhard Kettman; unter der Leitung des Herausgebers bearbeitet von Hans-Jürgen Bader, Jörg Möhring und Ulrich Wenner: Mittelelbisches Wörterbuch. Band 2 (H–O), Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-05-003740-7, Stichwort »Katzoff«, Spalte 442 (Online-Ausgabe der MLU).
[2, 5] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Katzoff«.
[2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Katzoff u. Katzuff«, Seite 707.
[2] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 10., aktualisierte Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04060-5, DNB 1007274220, Stichwort »Katzoff, Katzuff«, Seite 534.
[1] Hans Peter Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. Originalausgabe. 3., durchgesehene Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60677-9, Stichwort »Katzew«, Seite 106.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »Katzoff«, Seite 479.
  2. 2,0 2,1 2,2 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 4. Band Haut–Kost, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570140-6, DNB 831065346, Stichwort »Katzoff«, Seite 1451.
    Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Katzoff«.
  3. Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. 2., durchgesehene Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-87118-736-4, Stichwort »Katzoff [2524]«, Seite 156 (Zitiert nach Google Books; korrigierter Nachdruck der Ausgabe Mannheim, Bibliographisches Institut, 1956).
  4. 4,0 4,1 Alfred Klepsch: Westjiddisches Wörterbuch. Auf der Basis dialektologischer Erhebungen in Mittelfranken. Band 1, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, ISBN 978-3-484-73060-1, DNB 968808476, Stichwort »KATZOF«, Seite 816–818.
  5. 5,0 5,1 Werner Weinberg; Walter Röll (Herausgeber): Lexikon zum religiösen Wortschatz und Brauchtum der deutschen Juden. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1994, ISBN 3-7728-1621-5, Seite 145.
  6. Werner Weinberg: Die Reste des Jüdischdeutschen. 2., erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1973 (Studia Delitzschiana ; Band 12), ISBN 3-17-001393-9, DNB 740067966, Seite 70.
  7. 7,0 7,1 Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Katzoff, Katzuff«.
    Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Katzoff«, Seite 707.
    Duden online „Katzoff
  8. Franz Joseph Beranek: Westjiddischer Sprachatlas. N. G. Elwert Verlag, Marburg 1965, Seite 222–223.
  9. Jacob Levy; nebst Beiträgen von Prof. Dr. Heinrich Leberecht Fleischer: Neuhebräisches und Chaldäisches Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim. Vierter Band. פ‎ – ת‎, F. A. Brockhaus, Leipzig 1889, Stichwort »קַצָּב‎«, Seite 458 (Zitiert nach Digitalisat der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).
    Marcus Jastrow: A Dictionary of the Targumim, the Talmud Babli and Yerushalmi, and the Midrashic Literature. Volume Ⅱ: ל—ת‎, Luzac & Co./G.P. Putnam’s Sons, Londen, W.C./New York 1903, Stichwort »קַצָּב‎«, Seite 1404.
    Gustaf H. Dalman: Aramäisch-Neuhebräisches Handwörterbuch zu Targum, Talmud und Midrasch. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. J. Kauffmann Verlag, Frankfurt am Main 1922, Stichwort »קַצָּב‎«, Seite 387 (Zitiert nach Digitalisat der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).
  10. 10,0 10,1 Walter Baumgartner ✝, Ludwig Koehler ✝; neu bearbeitet von Walter Baumgartner ✝ und Johann Jakob Stamm, unter Mitarbeit von Zeʾev Ben-Ḥayyim, Benedikt Hartmann, Philippe H. Reymond: Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage. Lieferung Ⅲ: נבט‎ – ראה‎, E.J. Brill, Leiden/New York/København/Köln 1983, ISBN 90-04-07022-2, Stichwort »קָצַב‎«, Seite 1045.
  11. Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 (Lexicographica: Series Maior ; 102, ISSN 0175-9264), ISBN 978-3-484-39102-4, DNB 959920579, Stichwort »Katzoff«, Seite 107–108.
  12. Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive), Stichwort »קַצָּב‎«, Seite 588.
  13. Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive), Stichwort »קצב‎«, Seite 588.
  14. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Katzoff«, Seite 707.
  15. Helmut Glück: Schacht, Schächte, Schächten. In: Die Welt. 18. Januar 2002, ISSN 0173-8437, Seite 28.
  16. Heinz-E. Klockhaus: Kadonien. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-9826-9, Seite 21 (Zitiert nach Google Books).
  17. Peter Bothe: Erinnerungen an ein Stück Leben. 2. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7526-1992-8, Seite 97–98, 100 (Zitiert nach Google Books).
  18. Michael Unterberg: Fragment über einen jungen Nichtstuer. Erzählung. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-9672-2, Seite 234 (Zitiert nach Google Books).