Gerontokratie

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Gerontokratie (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Gerontokratie die Gerontokratien
Genitiv der Gerontokratie der Gerontokratien
Dativ der Gerontokratie den Gerontokratien
Akkusativ die Gerontokratie die Gerontokratien

Worttrennung:

Ge·ron·to·kra·tie, Plural: Ge·ron·to·kra·ti·en

Aussprache:

IPA: [ˌɡeʁɔntokʁaˈtiː]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Gerontokratie (Info)
Reime: -iː

Bedeutungen:

[1] Geschichte, Ethnologie: Herrschaftsform eines sozialen und politischen Systems, bei dem die Entscheidungsgewalt von älteren, erfahrenen Personen ausgeübt wird
[2] Politik: Herrschaft einer überalterten, privilegierten Führungsschicht, die durch Erstarrung und politische Unbeweglichkeit gekennzeichnet ist

Herkunft:

zugrunde liegen griechisch γέρων (gerōn→ grcalt‘ und griechisch κράτειν (kratein→ grcherrschen‘, abgeleitet mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -ie[1]

Synonyme:

[1] Altenherrschaft

Oberbegriffe:

[1] Herrschaftsform

Beispiele:

[1] „Haben sich Adelsherrschaften etabliert, perpetuiert die Gerontokratie in geschwächter Form ohne allerdings zu erlöschen.“[2]
[1] „Die wenigen älteren Repräsentanten mittelalterlicher Stände wurden demnach auch respektiert und aufgrund der Möglichkeit der Wissenstradierung geschätzt, hatten aber häufig keine wirkliche Macht, was jedoch nach Region und Berufsgruppe zu differenzieren ist, denn natürlich waren beispielsweise die Serenissima oder der Vatikan «ausgesprochene Gerontokratien» (Reinhard 2004, 177).“[3]
[1] „Nun mag es schön sein, Hinweise darauf gewonnen zu haben, daß die Gesellschaft der Späthallstattzeit in Württemberg mit einer homerischen Gerontokratie vergleichbar ist (BURMEISTER 2000:210), doch verrät uns eine solche Beschreibung noch nicht, wie soziale Beziehungen zwischen Bevölkerungsgruppen, die nicht zur Gruppe der Gerontokraten gehörten, funktioniert haben könnten.“[4]
[1] „Andererseits erwähnte de Beauvoir auch Kulturen mit Gerontokratien, in denen die Alten politisch und ökonomisch den Ton angaben:[…]“[5]
[2] „Neuerdings sieht sich die saudische Gerontokratie allerdings wachsendem Widerstand konfrontiert.“[6]
[2] „In mancher Hinsicht erinnert das an die Gerontokratien des kommunistischen Osteuropas.“[7]
[2] „In Ländern wie Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten vermengen sich Demografie, Gerontokratie und Melancholie zu einem gefährlichen Gebräu.“[8]
[2] „Ausgerechnet der Jungstar, der angetreten ist, die italienische Gerontokratie zu beenden und die alte politische Kaste ‚zu verschrotten‘.“[9]

Wortbildungen:

[1, 2] Gerontokrat, gerontokratisch

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 507.
[1] Duden online „Gerontokratie
[1, 2] Wahrig Fremdwörterlexikon „Gerontokratie“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Gerontokratie“ mit Verweis auf „Altenherrschaft
[1] Wikipedia-Artikel „Gerontokratie
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gerontokratie
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Gerontokratie
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGerontokratie
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Gerontokratie

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 507.
  2. Georg W. Oesterdiekhoff: Traditionales Denken und Modernisierung. Jean Piaget und die Theorie der sozialen Evolution. Westdeutscher Verlag, Opladen 1992, Seite 235 (Zitiert nach Google Books).
  3. Ursula Reutner: Sprache und Tabu. Interpretationen zu französischen und italienischen Euphemismen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2009 (Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie ; Band 346, ISSN 0084-5396), ISBN 978-3-484-52346-3, Seite 345 (Zitiert nach Google Books).
    Im Originalsatz ist einzig das Wort »Serenissima« kursiv gesetzt.
  4. Karl Raimund: Altkeltische Sozialstrukturen. ARCHAEOLINGUA Foundation, Budapest 2006, ISBN 963-8046-69-4, Seite 50 (URL: PDF 5,9 MB, abgerufen am 31. Januar 2015).
  5. Gerhard Danzer: Europa, deine Frauen. Beiträge zu einer weiblichen Kulturgeschichte. Springer, Heidelberg/Berlin 2015, ISBN 978-3-662-44231-9, Seite 329 (Zitiert nach Google Books).
  6. Alain Gresh: MODELL SAUDI-ARABIEN: Eine Herrschaft geht zu Ende. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 4693, 11. August 1995 (übersetzt von Edgar Peinelt), ISSN 1434-2561, Seite 1 (URL, abgerufen am 31. Januar 2015).
  7. Isabelle Imhof (Interviewerin), Roland Popp (Interviewter): «Ein arabischer Frühling steht kaum bevor». Sicherheitsforscher ortet unterschiedliche Ursachen der Proteste. In: NZZOnline. 18. Januar 2011, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 31. Januar 2015).
  8. Clemens Höges, Bernhard Zand, Helene Zuber: Auf dem Vulkan. In: DER SPIEGEL. Nummer 4, 24. Januar 2011, ISSN 0038-7452, Seite 84, 87 (DER SPIEGEL-Archiv, abgerufen am 31. Januar 2015).
  9. Hans-Jürgen Schlamp: Italiens neuer Präsident Mattarella: Ein Saubermann aus Sizilien. In: Spiegel Online. 31. Januar 2015, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 31. Januar 2015).