Gänsehaut

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Gänsehaut (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, f[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ die Gänsehaut
Genitiv der Gänsehaut
Dativ der Gänsehaut
Akkusativ die Gänsehaut
[1] Nahaufnahme einer Gänsehaut

Worttrennung:

Gän·se·haut, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈɡɛnzəˌhaʊ̯t]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Gänsehaut (Info)

Bedeutungen:

[1] durch physische (Kälte) oder psychische (Schreck, Furcht, Ergriffenheit) Reize hervorgerufener Hautreflex, bei dem sich die Haare aufstellen und die Haarbälge hervortreten, wodurch die Hautoberfläche grobkörnig wirkt und der einer gerupften Gans ähnelt
[2] umgangssprachlich: Kleid eines jungen Mädchens, das eng anliegt

Herkunft:

  • strukturell:
Determinativkompositum aus den Substantiven Gans (samt Umlaut) und Haut mit dem Fugenelement -e
[1] Das Wort ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt.[1][2] Das Benennungsmotiv liegt in der Ähnlichkeit mit der Haut einer gerupften Gans.[1]
[2] Die Bedeutung ist seit 1960 bezeugt.[3][4]

Synonyme:

[1] umgangssprachlich: Erpelpelle
[1] österreichisch: Handelrupf; umgangssprachlich, sonst bayrisch: Ganslhaut
[1] österreichisch, schweizerisch, sonst landschaftlich: Hühnerhaut
[1] Italien (Südtirol): Gansrupfen
[1] Brasilien (Rio Grande do Sul): Hinkelshaut
[1] fachsprachlich (Medizin): Dermatospasmus, Piloerektion; veraltet: Perfrigerium

Sinnverwandte Wörter:

[1] fachsprachlich (Medizin): Horripilatio, Spasmodermie

Oberbegriffe:

[1] Haut, Hautreflex

Beispiele:

[1] „Die Musik ist in den nächsten Acten voll Originalität, bald anziehend durch Grazie und überraschende Charakteristik, bald eine Gänsehaut hervorrufend durch phantastische Aufgeregtheit und dämonische Gewalt; […].“[5]
[1] „Und abermals überlief ihn eine Gänsehaut.[6]
[1] „Sein nackter, eingefallener Oberkörper war von einer Gänsehaut überzogen; er rieb fortwährend seine Arme, seine Brust, seinen Bauch.“[7]
[1] „Sie wußte das gibt mir eine Gänsehaut.[8]
[1] „Wann bekommst du eine Gänsehaut?[9]
[1] Der Neurowissenschaftler Eckart Altenmüller erklärt, warum wir beim Musikhören manchmal eine Gänsehaut bekommen […][10]
[1] [Der Filmkomponisten Andreas Weidinger] hat sich auf Gruselmusik spezialisiert. Seine Kompositionen sollen Menschen erschrecken, ihnen Gänsehaut verschaffen und für feuchte Hände sorgen.[11]
[1] „Ida bekam Gänsehaut und kreuzte die Arme vor der Brust.“[12]
[2]

Redewendungen:

[1] Gänsehaut bekommen
[1] eine Gänsehaut bekommen/eine Gänsehaut kriegen
[1] jemandem läuft eine Gänsehaut über den Rücken
[1] viel Gänsehaut

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine Gänsehaut bekommen, haben; etwas verursacht jemandem eine Gänsehaut; jemanden überläuft eine Gänsehaut

Wortbildungen:

[1] Gänsehautfabrikant, Gänsehautfilm, Gänsehautlieferant, Gänsehautmoment, Gänsehautproduzent, Gänsehautstreifen, Gänsehautwirkung

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 3. Band Einl–Geld, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04763-1, DNB 965408124, Seite 1369.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 634.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Gänsehaut«.
[2] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 3. Band Faust–Haus, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570130-9, DNB 830923780, Seite 986.
[2] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Gänsehaut«.
[1] Duden online „Gänsehaut
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Gänsehaut“ auf wissen.de
[1] Wikipedia-Artikel „Gänsehaut
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gänsehaut
[1] The Free Dictionary „Gänsehaut
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGänsehaut
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Gänsehaut
[1] Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wort der Woche: Raphaela Häuser: Gänsehaut. In: Deutsche Welle. 24. Januar 2011 (Text und Audio, Dauer: 01:07 mm:ss, URL, abgerufen am 13. Juli 2018).
[1] Deutsche Welle, Deutsch lernen - Word of the week (englisch): Rebecca Straub, Lori Herber: Gänsehaut. In: Deutsche Welle. Englischsprachige Ausgabe. 14. Februar 2014 (URL, abgerufen am 13. Juli 2018).

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 330.
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Gänsehaut
  3. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 3. Band Faust–Haus, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570130-9, DNB 830923780, Seite 986.
  4. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Gänsehaut«.
  5. Historische Commission bei der königl. Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Offenbach, Jakob (Jacques). In: Allgemeine Deutsche Biographie. 1. Auflage. 24. Band, Duncker & Humblot, München/Leipzig 1886, Seite 172 (Zitiert nach Wikisource-Quellentext „ADB:Offenbach, Jacques“).
  6. Norman Mailer: Die Nackten und die Toten. Deutscher Bücherbund, Stuttgart/Hamburg ‹1969› (Originaltitel: The naked and the dead, übersetzt von Walter Kahnert), Seite 675 (Lizenz des Herbig-Verlagsbuchhandlung, Berlin-Grunewald).
  7. Edgar Hilsenrath: Nacht. Literarischer Verlag Helmut Braun, Köln 1978, ISBN 3-88097-101-3, Seite 368.
  8. Stefan Heym: Die richtige Einstellung und andere Erzählungen. Ungekürzte Ausgabe, 13.–17. Tausend, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-22127-7, Seite 118 (Lizenzausgabe des Bertelsmann-Verlags, München, zitiert nach Google Books).
  9. Doris Rübel: Was ziehen wir an? Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2008, ISBN 978-3-473-32791-1.
  10. Martin Hubert: Hirnforschung - Eckart Altenmüller: "Vom Neandertal in die Philarmonie". In: Deutschlandradio. 26. Juni 2018 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Forschung aktuell, Text und Audio, Dauer 04:00 mm:ss, URL, abgerufen am 13. Juli 2018).
  11. Julia Stölzel: Gespenstermusik - Schaurig-schön oder ganz schön schaurig. In: Deutschlandradio. 20. Juni 2018 (Deutschlandfunk Kultur / Berlin, Sendereihe: Kakadu, Text und Audio, Dauer: 20:57 mm:ss, URL, abgerufen am 13. Juli 2018).
  12. Katharina Adler: Ida. Roman. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-498-00093-6, Seite 118.
  13. El-Said Badawi, Martin Hinds: A Dictionary of Egyptian Arabic. Arabic-English. Librairie du Liban, Beirut 1986, Stichwort »قشعر‎«, Seite 701.
  14. 14,0 14,1 14,2 Mundartnahe Umschrift nach Leonhard Bauer, unter Mitwirkung von Anton Spitaler (Herausgeber): Deutsch-arabisches Wörterbuch der Umgangssprache in Palästina und im Libanon. Wörterbuch der arabischen Umgangssprache. Deutsch - Arabisch. 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1957, DNB 450262200, Stichwort »Gänsehaut«, Seite 121 sowie Anmerkungen zur Realisierung des Qāf Seite XIV.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 15,4 15,5 Cléo Vilson Altenhofen: Hunsrückisch in Rio Grande do Sul. Ein Beitrag zur Beschreibung einer deutschbrasilianischen Dialektvarietät im Kontakt mit dem Portugiesischen. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06776-0, DNB 946457603, Seite 291.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: aushänget, aushängte