Bedürfnis

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Bedürfnis (Deutsch)[Bearbeiten]

Substantiv, n[Bearbeiten]

Singular Plural
Nominativ das Bedürfnis die Bedürfnisse
Genitiv des Bedürfnisses der Bedürfnisse
Dativ dem Bedürfnis
dem Bedürfnisse
den Bedürfnissen
Akkusativ das Bedürfnis die Bedürfnisse

Anmerkung:

Früher war für bestimmte Bedeutungen auch das Femininum[1] üblich, zum Beispiel verwendeten Klopstock (1724–1803) und Kant (1724–1804) die Bedürfnis. In aktuellen Wörterbüchern wird nur noch das Neutrum geführt.

Worttrennung:

Be·dürf·nis, Plural: Be·dürf·nis·se

Aussprache:

IPA: [bəˈdʏʁfnɪs]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Bedürfnis (Info)
Reime: -ʏʁfnɪs

Bedeutungen:

[1] allgemein: der Wunsch oder das Verlangen nach etwas
[2] Wirtschaft, meist im Plural: Empfindung eines Mangels, mit dem Bestreben, ihn zu beseitigen
[3] veraltet: die Notdurft

Herkunft:

Ableitung vom Stamm von bedürfen mit dem Ableitungsmorphem -nis

Synonyme:

[1] Drang, Sehnsucht, Verlangen
[2] Bedarf
[3] Notdurft

Oberbegriffe:

[1] Gefühl

Unterbegriffe:

[1] Bildungsbedürfnis, Mitteilungsbedürfnis, Redebedürfnis, Regelungsbedürfnis, Schlafbedürfnis, Schmuckbedürfnis, Schutzbedürfnis, Sicherheitsbedürfnis
[2] Existenzbedürfnisse, Grundbedürfnis, Individualbedürfnis, Kollektivbedürfnis, Komplementärbedürfnis, Luxusbedürfnis

Beispiele:

[1] Ich habe jetzt einfach das Bedürfnis, mich zurückzuziehen.
[1] Es ist mir ein Bedürfnis, meine Position noch einmal ganz klar deutlich zu machen.
[1] Wieder im Hotel angekommen hatten sie nur noch ein Bedürfnis nach Ruhe.
[1] „Er hatte bestimmt das Bedürfnis gehabt, sich Sven gegenüber zu behaupten, nachdem der so viele interessante Sachen gesagt hatte.“[2]
[1] „Ich hörte kein Bedürfnis nach Bestätigung heraus, keine Unsicherheit darüber, ob die Idee klug, originell, raffiniert genug sei.“[3]
[1] „Das Weintrinken wurde ihm mehr und mehr zu einem körperlichen und zugleich seelischen Bedürfnis.“[4]
[1] „Offenbar existiert ein tiefes Bedürfnis, sich in der Welt der Effizienz mal eine Zeitlang einer anstrengenden Nutzlosigkeit zu widmen.“[5]
[2] Die Aufgabe der Wirtschaft besteht darin, die materiellen Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen.
[2] „Die Begriffe Bedarf und Bedürfnis stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Bedarf meint dabei konkretisierte, objektivierte und in Zahlen zu fassende bzw. gefasste Bedürfnisse im Hinblick auf bestimmte Waren, Dienstleistungen und so weiter.“[6]
[3] Bereits 1863 konnte man auf einem öffentlichen Pissoir sein Bedürfnis verrichten.
[3] „Ungefähr ein halbes Dutzend Königspudel hockte in einer Reihe in der Gosse und erledigte seine Bedürfnisse.“[7]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] etwas ist jemandem ein Bedürfnis, ein Bedürfnis nach, ein Bedürfnis stillen
[3] sein Bedürfnis verrichten

Wortbildungen:

Bedürfnisbefriedigung, bedürfnislos
[3] Bedürfnisanstalt

Übersetzungen[Bearbeiten]

[1, 2] Wikipedia-Artikel „Bedürfnis
[1–3] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Bedürfnis
[1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Bedürfnis
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalBedürfnis

Quellen:

  1. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Bedürfnis
  2. Henning Mankell: Der Sandmaler. Roman. Paul Zsolnay Verlag, München 2017, ISBN 978-3-552-05854-5, Seite 81. Schwedisches Original 1974.
  3. Nava Ebrahimi: Sechzehn Wörter. Roman. btb, München 2019, ISBN 978-3-442-71754-5, Seite 192.
  4. Leo N. Tolstoi: Krieg und Frieden. Roman. Paul List Verlag, München 1953 (übersetzt von Werner Bergengruen), Seite 703. Russische Urfassung 1867.
  5. Vince Ebert: Machen Sie sich frei!. Sonst tut es keiner für Sie. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2011, ISBN 978-3-499-62651-7, Seite 104.
  6. Wirtschaftslexikon 24. Abgerufen am 9. Mai 2017.
  7. Erich Maria Remarque: Das gelobte Land. Roman (Fragment). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, ISBN 3-462-02695-X, Seite 181. Grundlage des Textes: Manuskript 1970.